Kultur: Am Wein genesen
„Theatertrinken“ im „nachtboulevard“
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Nach der Premiere in Hamburg vor zwei Wochen soll nun Potsdam bekehrt werden. Am Samstag, dem 6. April, wird in der Reihe „nachtboulevard“ des Hans Otto Theaters mit „Theatertrinken“ ein Osterritual zu erleben sein. Ab 21 Uhr wird die Bühne in der Reithalle zur Weinbar, mit asketischen Spätburgundern und dunkelblütigen Cuvées deutscher Winzer. Und dann, wahrscheinlich nach ausgiebigem Genuss, beginnt der Wein zu sprechen. Er soll zu einem Frühlingsritual einladen, der Wein soll an Gralsszenen in Wagners Parsifal erinnern, an wilde Trinkerrunden, an Blutsbrüderschaften auf Freilichtbühnen, an großartige Feste in Sanssouci oder an seine anarchische Zeit im Tetra-Pack in Potsdamer besetzten Häusern. Das Abendmahl ist überall. Der Satz „Das ist mein Blut“ wird für die Schauspieler zum Ausgangspunkt ihrer Inszenierung. Mit Theatermitteln reflektieren sie über Formungen von Gemeinschaft durch Wein/ Kelch/ Alkohol. Der Text von Heiko Michels ist dabei eine rhythmische Assoziationskette. Die drei Schauspieler, ein Sänger und ein Video-DJ wollen das Publikum in einen Strom aus Gedanken, Bildern und Mythen reißen. In ihren Arbeiten bringt die Berliner Performance-Gruppe „Weinkörper“ ein zentrales Produkt europäischer Kulturgeschichte auf der Bühne: Wein – verkörpert durch Schauspieler, die so zu schillernden Zwitterwesen werden. Wein, Mittel der Entgrenzung und des Vergessens, Ursprung des Theaters. Aus diesem Stoff weben die Künstler rauschhaftdiskursiv grotesk-ironische Fabeln. PNN
„Theatertrinken“ am Samstag, dem 6. April, ab 21 Uhr in der Reithalle in der Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 6 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (0331) 98 118
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