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Kultur: Am Zaun

Heinz Schönemann und Gerd Schurig kontaktierten illegal Westkollegen

Stand:

Herr Schönemann und Herr Schurig, wie wurden die Schlösser und Gärten vor 1989 verwaltet?

Alle Schlösser und Gärten der Hohenzollern gehörten der Stadt Potsdam und wurden von ihr geleitet, auch Schloss Cecilienhof.

Wie fanden Sie es, dass im Schloss Cecilienhof eine Gedenkstätte untergebracht war?

Wir finden es gut, dass es eine Gedenkstätte gibt. Besonders Franzosen und Polen waren interessiert und es war immer international gefragt, was hier passiert ist.

Konnten Sie Ihre Pläne für die Schlösser und Gärten immer verwirklichen und welche Stellen mussten ihre Zustimmung geben?

Wir konnten selbstverständlich immer unsere Pläne verwirklichen und bis 1995 mussten wir uns nach niemandem richten. Die Obrigkeiten waren froh, wenn alles funktionierte.

Die Grenzanlage verlief am gesamten Uferstreifen des Neuen Gartens. Was bedeutete das für die Arbeit im Neuen Garten? Durften Sie oder die Mitarbeiter den Grenzstreifen betreten und hatten Sie Kontakt zu den Grenztruppen?

Nein, dieser Bereich war tabu. Wir konnten nur bis zu dem Zaun arbeiten. Kontakt zu den Grenztruppen gab es keinen. Ab dem 10. November 1989 durften dann nur wenige auf dem Grenzstreifen entlanglaufen, davor nur mit Passierschein und wenn sie einen Grund angeben konnten.

Gab es Kontakt zu den Kollegen im Westteil Berlins, zum Beispiel zur Pfaueninsel?

Wir hatten illegalen Kontakt, der aber hauptsächlich schriftlich war.

Hätten Sie mit dem Fall der Mauer gerechnet?

Es konnte niemand vorhersehen,was passieren würde, aber es war klar, dass etwas passieren würde.

Wie hat sich der Mauerfall ganz konkret auf die Situation im Neuen Garten ausgewirkt?

Man konnte wieder richtig anfangen zu arbeiten. Vieles war verwildert, wir mussten neue Wege schaffen und die Grenzwege wegmachen.

Das Interview führten Tora Løvli, Cooper Halliday und Antoneta Krause

Heinz Schönemann (80, l.) war bis 1999 Stiftungskonservator der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Gerd Schurig (58, r.) arbeitet seit 1985 in der Gartendirektion der Schlösserverwaltung.

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