Kultur: An der Seite von ...
Günther Lüders in einer Filmmuseum-Ausstellung
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„Sie haben mit dem Pfunde, das Ihnen in Form der Begabung, der Fröhlichkeit des Herzens und der Freude an der Arbeit gegeben ist, wahrlich gewuchert – versuchen Sie also nicht immer, die Ihnen zustehende Anerkennung gleichmäßig auf andere zu verteilen.“ Das schreibt 1956 die Schauspielerin Marianne Koch nach der ersten Filmregie von Günther Lüders zu „Wenn wir alle Engel wären“ in einem Dankesbrief an ihn. Und sie beschreibt damit in wenigen Worten, was den damals überaus beliebten aber heute so gut wie unbekannten Schauspieler, Regisseur und Rezitator immer auszeichnete.
Dass man „die in der 1. Reihe immer am besten sieht“, bestätigte auch Filmmuseumschefin Bärbel Dalichow, die ebenfalls dachte, „Lüders gar nicht zu kennen“, als der Kulturhistoriker und Geschäftsführer der Herbert-Ihering-Gesellschaft, Ulrich Liebe, mit dem Ausstellungsprojekt „Ich war nie ein Star“ an sie herantrat. Um dann gleich darauf festzustellen, „dass es fast unmöglich ist, ihm nicht begegnet zu sein“, wie sie am Donnerstagabend zur feierlichen Ausstellungseröffnung sagte. Denn Günther Lüders stand 50 Jahre lang auf vielen deutschen Theaterbühnen, spielte von 1934 bis 1974 in über 100 Filmen mit und hat auch als Film- und Theaterregisseur Karriere gemacht. Nicht zu vergessen, und auch heute noch beliebt, sind seine kongenialen Ringelnatz- Rezitationen.
Ulrich Liebe hat Lüders vor einiger Zeit wiederentdeckt, den verstreuten Nachlass zusammengetragen und mit viel Liebe zum Detail die sehenswerte Ausstellung – „zum ersten Mal ein Schauspieler im Raum der Dauerausstellung“, so Bärbel Dalichow – zusammengestellt.
Dort sind neben einigen persönlichen Dingen des Künstlers jedoch vor allem unzählige Originalfotos, viele Besetzungszettel und diverse Filmplakate zu sehen. Und wenn man sich eingelesen hat, was bei der Fülle des Materials einige Zeit in Anspruch nimmt, wird der Besucher feststellen, dass auch er den feinen Humoristen und Charakterdarsteller schon lange kennt. Weniger in prägenden Hauptrollen als vielmehr an der Seite berühmter Stars.
Beispielsweise als Matrose Jens Veersen in Helmut Käutners Film „Große Freiheit Nr. 7“ und als Proletarier Corle Smolt in der Buddenbrook-Verfilmung von Alfred Weidenmann. Oder in vielen Rollen am Schauspielhaus Düsseldorf unter der Regie von Gustaf Gründgens. Sehr viel direkter ist jedoch der Zugang zu ihm, wenn man sich die in der Ausstellung bereitliegenden Kopfhörer aufsetzt und einigen Kostproben seiner Lesungen lauscht.
In dem gründlich recherchierten Begleitbuch zur Ausstellung finden sich außerdem zeitgenössische Theaterkritiken, die das vielseitige Talent des gebürtigen Lübecker Kaufmannssohnes würdigen. Genauso interessant sind die Briefe von Kollegen, Freunden und Wegbegleitern und auch Dokumente, die belegen, dass Lüders keiner der vielen Mitläufer während der Nazidiktatur und ein außerordentlich solidarischer Kollege war. Bemerkenswert auch, dass der Schauspieler als einer der wenigen der älteren Schauspielergeneration mit Regisseuren wie Peter Zadek oder Rudolf Noelte arbeitete.
Eine kleine Kostprobe seines Talents bekamen die Besucher der originell moderierten Eröffnungsveranstaltung in einem Werbefilm für die Volksbank und einer kurzen Gaunerkomödie zu sehen. Mehrere andere Filme ergänzen die filmhistorisch interessante Exposition, darunter der Schwank „Weiße Wäsche“ von 1942, in dem Günther Lüders an der Seite von Harald Paulsen spielt. Oder „Das Fenster im zweiten Stock“ von Phil Jutzi, dem Regisseur des Filmklassikers „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“.
Bis zum 22. Juni im Filmmuseum, am 20. April wird der 2. Teil der „Buddenbrooks" (Regie: Alfred Weidenmann, 1959) gezeigt
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