Kultur: An Preisen mangelt es nicht
Morgen beginnt das Sehsüchte-Filmfestival
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Rolf Losansky hat sich die Filme angeschaut und etwas vermisst. Es ist der heitere, der optimistische Blick auf diese Welt. „Es hat mich erstaunt, welche Probleme die jungen Menschen heute sehen“, sagte Losansky, Mitglied in der Spielfilm-Jury, am Montag bei der Pressekonferenz für das morgen beginnende internationale Studentenfilmfestival Sehsüchte. Aber vielleicht liege es ja daran, dass seine Arbeit als Regisseur für Kinderfilme immer voller Optimismus sei, fügte er hinzu. Ein wenig irritiert wirkten die Studenten aus dem Organisationsteam, als sie die Einschätzung des 77-Jährigen hörten.
Es war keine Kritik, die Losansky äußerte. Er sprach nur an, was ihn verwunderte und hat damit gleichzeitig etwas Selbstverständliches über die von der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ organisierten Sehsüchte gesagt: Schwerpunkt der zahlreichen Filme, trotz der Themenvielfalt, ist in jedem Jahr der kritische Blick junger Filmemacher auf diese Welt. In diesem Jahr, bei dem mittlerweile 37. Filmfestival, sind es weniger offensichtlich politische Themen und Probleme, die in zahlreichen der 137 Filmen aus 30 Ländern angesprochen werden. Es geht um Privates – Beziehungen, Einsamkeit, Konflikte zwischen Generationen und Kulturen – in dem sich gesellschaftliche und politische Probleme widerspiegeln. Aus knapp 1000 Einsendungen hatten Studenten der HFF seit Anfang des Jahres die Filme ausgewählt, die auf dem Festival von Donnerstag bis Sonntag in den Thalia Kinos in Babelsberg zu sehen sein werden.
Neu sind in diesem Jahr die Kategorien Musikvideo und Experimentalfilme. Daneben vier Preise: für das beste Musikvideo, für den besten Schauspieler, das beste Drehbuch und den besten Kinderfilm. Insgesamt sollen bei der Abschlussveranstaltung am Sonntag 15 Preise vergeben werden. Mit 55 700 Euro Preisgeldern die bisher höchste Summe, die ausgeschüttet wurde. Eigens für dieses Jahr gibt es ein Sehsüchte-Lied von der Berliner Band Vember mit dem Titel „Schätze der Welt“. Auch neu ist die Reduzierung der Sehsüchte auf drei Tage.
Wie Sophie Bauer vom Organisationsteam sagte, gehe diese Reduzierung nicht auf Kosten der gezeigten Filme. Man werde jetzt auch Filme nach 23 Uhr und am Sonntag zeigen. Die Filme – mal nur eine, mal 60 Minuten lang – werden wie gewohnt in Blöcken gezeigt. Bei deren Wahl haben sich die Organisatoren nicht zu sehr auf Themenkomplexe versteift. Das diesjährige Motto „Augen auf!“ ist als Aufforderung zu verstehen. Als große Schatzsuche bezeichnete Sophie Bauer das Programm, das den Zuschauer auf eine Entdeckungsreise schicken soll. Mit Afrika habe man in diesem Jahr einen Kontinent in den Fokus gerückt, der auf dem Filmfestival bisher unentdeckt war. Sechs Filme aus Nigeria, Uganda, Südafrika und Ägypten werden gezeigt, Regisseure und ein Dozent zu Gesprächen erwartet. Doch trotz aller zu erwartenden Ernsthaftigkeit, für Humor und Leichtigkeit wird allein schon durch die zahlreichen Animationsfilme gesorgt sein.Dirk Becker
www.sehsuechte.de
Dirk Becker
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