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Kultur: Animalisches aus alten Kabeln Kunstschule zeigt die Ausstellung „Vernetzt“
„Lebensnetz“ nannte der Physiker Fritjof Capra einst sein Buch über die rätselhaften Verstrickungen der Welt. Obwohl sein Denkansatz ein wenig krude scheint, enthält er natürlich auch etwas Wahres, irgendwie hängt ja doch alles zusammen.
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„Lebensnetz“ nannte der Physiker Fritjof Capra einst sein Buch über die rätselhaften Verstrickungen der Welt. Obwohl sein Denkansatz ein wenig krude scheint, enthält er natürlich auch etwas Wahres, irgendwie hängt ja doch alles zusammen. Ob dieses Buch in der Potsdamer Kunstschule bekannt ist, ist unbekannt, der Titel ihrer aktuellen Ausstellung im Obergeschoß des Babelsberger Rathauses heisst ganz schlicht „Vernetzt“. Das nun kann in der Tat vieles sein, vom Computer bis zum Spinnennetz, vom Labyrinth bis zur mathematischen Formel, vom Stadtplan bis zum Verkehrsnetz der Welt. Unter der Kuratel von Susanne Ramolla und Till Köhler machten sich die Kurse der hier ansässigen Kunstschule daran, etwas aus diesem Thema zu machen. Die Ergebnisse in den klug vernetzten Fluren gleich unterm Dach machen einen staunen, zumal man es hier ja mit Kunstschülern und nicht mit Profis zu tun hat. Angesichts eines so elastischen Themas ließen sich die verschiedenen Altersgruppen mehr als genug einfallen, es fiel richtig schwer, aus den vielen Bildern und Grafiken, dem Gebastelten, Geknüpften und Geformten die richtige Auswahl zu finden.
Die Bandbreite dieser opulenten Schau reicht von konkret bis abstrakt, von der Einzel- bis zur komplexen Gruppenarbeit. Die etwa ist ganz hinten im Flur beim gebastelten „Raumschiff“ zu sehen, einem Unikum der Sonderklasse aus Pappmaché und Röhren, Kartons und etwas Metall – so furchteinflößend wie die Raumschiffe bei „Star Wars“. Den Himmel mit seinem Tierkreis und den Sternbildern untereinander vernetzt zu sehen ist Dalia Kabow und Maxim Glockenhammer gelungen.
Dann wieder findet sich eine Serie schönäugiger Monster, gefangen im Meer mit dem Netz: Sie scheinen darüber aber nicht traurig zu sein. Das haben Kinder gemalt – genial. Von Anik Cremer findet man eine Rarität: Sie hat eine schwarze Dame auf schwarzem Grund geschaffen – mithilfe bunter Nähstiche. Natürlich fehlten die Bezüge zur modernen Technik nicht, es gibt eine ganze Reihe von mehr oder weniger abstrakt wirkenden Arbeiten, Knäuel von Linien, den Bildraum elektronengleich durcheilend, urknallähnliche Eruptionen, Wirrnisse wie in manchen Köpfen. Auch an Versuchen, aus alten Computerkabeln Neues zu machen, fehlt es nicht. Kringel und Ösen mit USB-Anschluss? Klar, manchmal wird Animalisches oder eine Arabeske daraus, vielleicht einem neuen Märchen entsprungen. Man sieht: Vieles ist möglich, wenn einem nur etwas einfällt. Das trifft auch auf manch keramisches Werk zu, bei dem sich ein Sinnzusammenhang zu „Vernetzt“ nicht immer einstellen will, aber wozu hat man einen Kopf? Gerold Paul
Die Ausstellung „Vernetzt“ ist noch bis zum 5. Juni in der Kunstschule Babelsberg, Karl-Liebknecht-Straße 135 zusehen, geöffnet ist immer montags bis donnerstags, von 10 bis 18 Uhr
Gerold Paul
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