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Von Phillip Kühl: Anleitung zum Lachen

Jos Houbens grotesker Slapstick in der fabrik

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Eine alte Volksweisheit besagt: „Lachen ist gesund!“ Wenn es danach ginge, müsste Jos Houbens Auftaktperformance zur „4 Tage Tanz Lachen“ in der fabrik als gesundheitsfördernder Präventionskurs durch die Krankenkassen bezuschusst werden. Mit vornehmem Ton und charmanter Koketterie empfängt Houbens seine Gäste. „Heute nehmen wir das Lachen ernst!“, ist sein Credo für den Abend. Aber wie will dieser unscheinbar wirkende, ulkige Mann die vom November geplagten Zuschauer aus der Reserve locken? Was bringt uns eigentlich zum Lachen und haben wir dabei eine Wahl? Jos Houbens hat Antworten parat. Seine Anleitung zum Lachen wirkt schon nach wenigen Minuten.

Im Mittelpunkt seines „Clownsworkshops“ steht der menschliche Körper. Was verbinden wir nicht alles mit ihm! Ständig sind wir besorgt um sein Funktionieren und sein Wirken in der Außenwelt. Doch was passiert, wenn Füße oder Hände ein katastrophenähnliches Eigenleben entwickeln und damit den Körper aus seiner genormten Bahn werfen? Im besten Fall können wir darüber lachen. Oder aber über Andere – was noch mehr Freude bringt. Houbens illustriert dabei immer wieder sehr anschaulich das absurde Wechselspiel von Körper und Umgebung.

Seine Nachahmung von einem Mann in einer Kunstgalerie findet reißenden Anklang, sicherlich auch weil ein jeder seine eigenen Verhaltensweisen darin erkennen kann. Der Mann steht offensichtlich vor einem Bild, welches er nicht versteht. Wichtigtuerisch rollen sich seine Augenbrauen, der Kopf geht abschätzend nach hinten, um sich dann im gespielten Interesse nach vorne zu beugen, und schließlich wird das Werk mit einer ruckartigen Kopfbewegung abgetan. In Houbens überspitzter Version sieht das urkomisch aus. Noch grotesker wird der Slapstick, als er das Verhalten verschiedener Tiere in der Galerie nachspielt. Hat jemand schon mal einen Karpfen Picasso begutachten sehen?

Und weil Lachen immer Lachen kreiert, kann man in der fabrik bald alle unterschiedlichen Lacharten studieren. Da wäre zum Beispiel das Maschinengewehrlachen, welches eher stoßartig und in kurzen Abständen abgefeuert wird. Oder das Lawinenlachen, das sich, wie der Name schon verrät, in einem längeren Evolutionsprozess entwickelt und mitunter sogar destruktive Formen annehmen kann. Houbens Stück über die Kunst des Lachens beeindruckt an diesem Abend durch seinen intelligenten Witz und seine unterhaltsame Kurzweiligkeit. Zudem ermutigt es die Besucher, sich selber nicht so ernst zu nehmen.

In diesem Sinne: Wenn Sie das nächste Mal bei dem Versuch, den abfahrenden Bus zu erwischen, mit den Füßen am Bürgersteig hängen bleiben und ihr Körper unsanft aus der vertikalen Ebene gerissen wird – bleiben Sie einfach liegen und lachen!

Phillip Kühl

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