Kultur: Anwältin der Freiheit
Juli Zeh kommt mit neuen Essays zu „lit:potsdam“
Stand:
Selbst wenn es mit Risiken verbunden ist: Freiheit ist das, was uns zum Menschen macht, findet Juli Zeh. Im Angesicht von Terrorangst und Sicherheitswahn sieht sie die aber gefährdet, 2009 sorgten sie und ihr Co-Autor Ilja Trojanow mit ihrem Buch „Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte“ für Furore. Zehs erstes Werk war das allerdings nicht: Geschrieben hat sie eigentlich schon immer, aber erst als sie während des Jura-Studiums stundenlang an Texten feilte, statt in die Vorlesungen zu gehen, kam ihr die Idee, ihre Berufswahl noch mal zu überdenken. Das erste Staatsexamen in Europa- und Völkerrecht machte sie trotzdem, kurz darauf bekam sie ein Diplom am Deutschen Literaturinstitut für ihren Debüt-Roman „Adler und Engel“.
Ihr juristischer Hintergrund helfe ihr oft beim Schreiben, sagt sie in einem Interview mit Zeit-Online, da entstehe viel Stoff. Eigentlich logisch alles, Juristen beschäftigen sich meist mit Extremfällen, sie kommen zum Einsatz, wenn etwas schiefgelaufen ist – genau wie die Schriftsteller. Die, sagt sie, suchten auch immer den Bruch. „Man schreibt ja keine Bücher darüber, dass alle happy sind.“ So, wie sie happy im Interview ausspricht, ist das kein Wort, dass die 1974 in Bonn-Bad Godesberg Geborene oft benutzt. Sie mag es, wenn Sprache exakt ist. Dadurch, das räumt sie selbst ein, fehle es ihren Figuren manchmal am Realismus, sie reden oft wie gedruckt: „Das nehme ich in Kauf, weil mich der schön gestaltete Satz mehr anmacht als das Jargon-Fragment.“ Von ihrer geschliffenen Sprache können sich die Potsamer am Samstag, dem 23. August, selbst überzeugen. Dann nämlich liest sie im Rahmen des Literaturfestivals „lit:potsdam“ in der Stadt- und Landesbibliothek aus „Nachts sind das Tiere“. Darin geht es, natürlich, um die Freiheit des Wortes: Die NSA-Affäre hat viele verunsichert, Juli Zeh, die einen weltweiten Schriftstellerprotest gegen die Überwachung initiiert hat, will deswegen nicht klein beigeben. Sie fragt, warum wir uns eigentlich ein vorgefertigtes Schema von Glück überstülpen lassen, und uns so zu einer einheitlichen Masse zu entwickeln, die ihre Mündigkeit verspielt. alm
An dieser Stelle stellen wir bis zum Beginn von lit:potsdam am 22. August täglich einen der teilnehmenden Autoren vor
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: