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Kultur: Auch in Essen soll es schön sein

„Klassik plus Gespräch“: Die Schauspielerin Jutta Wachowiak über ihre Arbeit in Film und Theater

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Bis heute drängt sie es nicht ins Scheinwerferlicht. Auch direkt am Bühnenrand, an der Rampe, wo alle Aufmerksamkeit ihr gehören würde, fühlt sie sich nicht wohl.Sie hat es einmal probiert und schnell gemerkt: Nein, das will ich nicht.

Mit Jutta Wachowiak war in der Reihe „Klassik plus Gespräch“ am Samstag im Foyer des Nikolaisaals eine Schauspielerin zu Gast, die vor allem durch ihre Theaterrollen bekannt geworden ist. Obwohl Bekanntheit immer nur ein relativer Begriff bleiben wird, wie die 66-Jährige selbst erfahren muss. Jutta Wachowiak tritt jetzt in Essen auf. Eigentlich hätte sie am liebsten nur über ihr dortiges Engagement gesprochen. Darüber, dass die jungen Schauspieler von ihr „nischt wissen würden“, wie die in Berlin Geborene sagte. Den Einwurf von Moderatorin Danuta Görnandt, dass Essen mit dem Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2010“ ja etwas habe, was Potsdam auch gern gehabt hätte, kommentierte die Wachowiak nur mit einem augenzwinkernden „Äääätsch“ Richtung Publikum. Und die Zuschauer, größtenteils aus ihrer Generation, liebten sie dafür.

Jutta Wachowiak erzählte von Potsdam, wo sie lebt und wo, wie sie sagte, „das Licht irgendwie anders ist“. Sie erzählte von ihrer Erfahrung als Filmschauspielerin und dass sie gar nicht traurig darüber sei, nicht mehr zu drehen. Denn das Laufen über den roten Teppich sei ihre Sache nicht. So wurde man dem Motto des Abends gerecht: „Filmstars zu Hause in Potsdam“.

Danuta Görnandt, Moderatorin beim rbb-Kulturradio, wo das mitgeschnittene Gespräch am 30. Oktober zu hören sein wird, unterbrach die erzählende Schauspielerin nur selten. Ihre Fragen nach dem Umgang mit dem Alter, dem Studium in Potsdam und den ersten Jahren am Hans Otto Theater, die Jutta Wachowiak selbst einmal als „eine einzige Niederlage“ bezeichnet hat, weil sie sich erst finden musste und dabei mit dem aufkommenden Regietheater ihre Schwierigkeiten hatte, waren immer behutsam, nie bohrend. Auch nicht die Frage nach der langen Spielzeit am Deutschen Theater, die 2004 unfreiwillig endete. Und so blieb offen, ob die Schauspielerin bei aller Schwärmerei für Essen und das dortige Stadttheater nicht doch das Spielen an großen Häusern vermisst.

Die Pianistin Angela Gassenhuber, Cellist Konstantin Heidrich und Renate Look an der Violine lieferten mit Brahms, Schumann und Dvorák mehr als nur ein musikalisches Rahmenprogramm. Die drei Musiker der Kammerakademie Potsdam schufen Charakterstudien, die einen tieferen Einblick in das Innere eines Menschen gaben, als es das Gespräch konnte. Der erste Satz aus Brahms Klaviertrio in H-Dur fast eruptiv, ansonsten aufgeladen von spürbarer Zerrissenheit. Der dritte Satz aus Schumanns Klaviertrio Nr.1 in d-Moll ein In-sich-gekehrt-Sein, ein stilles Ringen mit Selbstzweifeln, das aufgelöst wurde mit den beiden letzten Sätzen aus Dvoráks „Dumky-Trio“. Viel Licht war hier zu sehen. Licht, das bei aller Schwärmerei nicht die immer drohenden Schatten verbergen wollte. Dirk Becker

Dirk Becker

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