zum Hauptinhalt
Adrian Görne im Alter von 12 Jahren beim Training im Ballettsaal.

©  zdf

Kultur: Auch wenn es dem Vater nicht gefällt Gespräch zu „Adrians Traum“ im Filmmuseum

Das während eines Interviews entwickelte Bild eines Spielzeugbaggers, der in der Ecke stehen bleibt, steht vielleicht stellvertretend für die unbewusste Ablehnung eines Rollenklischees, das der heute 19-jährige Adrian bereits im Kleinkindalter nicht mehr bedienen kann.Stolz erzählt Vater Andreas Görne, einer der Gäste des ersten aktuellen Filmgesprächs nach der kurzen Sommerpause am Dienstag im Filmmuseum, von der eigenen Leidenschaft für sein Motorrad, das Basteln und eben auch für das Baggerfahren, das er für sich sogar zum Beruf gemacht hat.

Stand:

Das während eines Interviews entwickelte Bild eines Spielzeugbaggers, der in der Ecke stehen bleibt, steht vielleicht stellvertretend für die unbewusste Ablehnung eines Rollenklischees, das der heute 19-jährige Adrian bereits im Kleinkindalter nicht mehr bedienen kann.

Stolz erzählt Vater Andreas Görne, einer der Gäste des ersten aktuellen Filmgesprächs nach der kurzen Sommerpause am Dienstag im Filmmuseum, von der eigenen Leidenschaft für sein Motorrad, das Basteln und eben auch für das Baggerfahren, das er für sich sogar zum Beruf gemacht hat. Doch sein Sohn Adrian wählt einen ganz anderen Weg, wie in dem Dokumentarfilm „Adrians Traum“ gezeigt wird.

Dass sein Sohn Adrian für die Träume des Vaters überhaupt kein Interesse zeigt und bereits als Siebenjähriger zum Ballett möchte, kann Görne nicht verstehen. In der Zukunft wird es deswegen auch immer wieder zu Reibungen kommen. Trotzdem unterstützen er und seine Frau den Sohn in der Verwirklichung seiner Träume und als dieser mit elf Jahren die Eignungsprüfung an der staatlichen Ballettschule Berlin besteht, sind sie längst von seinen Talenten überzeugt.

Filmemacher Manuel Fenn ist zufälliger Beobachter der Eignungsprüfung, und Adrian fällt ihm sofort auf.

Lächelnd erzählt der ebenfalls im Filmmuseum anwesende Fenn von der etwas rauen Begegnung mit Adrians Vater, der ob Manuel Fenns Anwesenheit in den Prüfungsräumen interveniert, da er selbst als Vater doch draußen warten muss. Die beiden kommen ins Gespräch und schnell spürt der Dokumentarfilmer, dass sich ihm hier eine ungewöhnlich spannende, von Differenz und Toleranz geprägte Konstellation bietet.

Fenn beschließt, die Familie zu begleiten. Ursprünglich geplant war ein Jahr. Für das ZDF und Arte sollte ein 30-minütiger Film entstehen, der Adrians Anfänge an der Ballettschule dokumentiert. Doch der Stoff ist so spannend, die kleine Dokumentation so gelungen, dass die Redakteure grünes Licht für ein Langzeitprojekt geben. Ursprünglich auf fünf Jahre angelegt, sind es tatsächlich acht geworden, und, so erzählt Fenn, vielleicht hätte er sich auch dann nicht von seinem Schützling trennen wollen, wäre nicht das große Aus für Adrian gekommen.

Bewegend sind die Momente auf der Leinwand, in denen Adrian ein letztes Mal in die Umkleideräume der Ballettschule geht, den eigenen Spind aufschließt, noch einmal innehält und dann die persönlichen Sachen zusammenpackt. Eine Fußoperation hatte ihn aus der Bahn geworfen und von den Folgen wollte der Körper sich einfach nicht erholen.

Auch jetzt, im Saal des Filmmuseums, spürt man noch einmal das Mitgefühl und die Hochachtung aller Anwesenden, die bewundern, das Adrian, der nun neben Vater Andreas und Mutter Susanne vorn auf der Bühne sitzt und sich den Fragen der Moderatorin Jeannette Eggert stellt, sich diesen Film immer wieder ansehen kann. Ruhig und gelassen wirkt der hoch aufgeschossene junge Mann, der schon als Kind solch einen Willen und eine Zielstrebigkeit entwickeln konnte.

Auch an diesem Abend im Filmmuseum spürt man seine Kraft und seine Zuversicht. Adrian Görne arbeitet als Fitness- und Aerobictrainer. Im Oktober beginnt er ein Studium in Berlin, Germanistik, Philosophie und Ethik auf Lehramt. Zwar ist für Adrian ein Lebenstraum geplatzt, aber er ist ein Mensch, der sich nicht in der Vergangenheit verliert, sondern nach vorn schaut. Andrea Schneider

Andrea Schneider

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })