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Kultur: Auch zu große Fußstapfen können passen

Die Potsdamer Band Pulse covert Pink Floyd / Konzert morgen im Lindenpark

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Die Potsdamer Band Pulse covert Pink Floyd / Konzert morgen im Lindenpark VON Dirk Becker Eine kleine Prise Größenwahn gehört schon dazu. Auch wenn Stephan Saretz das so nie nennen würde. Der gestandene Musiker sieht das ganz nüchtern. Was wollen wir eigentlich? Die Frage mit der, sozusagen, alles begann, stellten sich vor gut zwei Jahren ein paar Potsdamer Musiker. Sie hatten schon einiges ausprobiert und das nicht ohne Erfolg. Doch sie wollten mehr. Dass sie ihren Weg ausgerechnet mit Pink Floyd gehen würden, das erschien auch Stephan Saretz anfangs eine Nummer zu groß. Pink Floyd zu covern, an diesen Schwergewichten kann man sich leicht verheben. Er zog sich erst einmal zurück und beobachtete skeptisch aus der Distanz. Als er aber seine Kollegen bei einer Probe hörte, da spürte er, dass sie sich diese Lieder zu eigen machen konnten. Nicht stumpfes Nachspielen, sondern respektvoller aber eigensinniger Umgang mit dem Material war hier zu hören. Ob Stephan Saretz wieder einsteigen würde? Da brauchte er nicht lange zu überlegen. Mittlerweile sind es sechs Musiker, die mit der Band Pulse, der Name wurde einem Livealbum ihrer Heroen entlehnt, konsequent ihr Ziel verfolgen. Die Geschwister Miriam und Marco Linke an Gitarren und Gesang, Marco Baumgardt am Bass, Christian Styrer an der Gitarre, Rondo Beat am Schlagzeug und Stephan Saretz an den Tasten. Fast alle kennen sie sich schon seit über sieben Jahren, als sie mit Four“M“Age und den Anwaelten in der Region ihre Runden zogen und Ende 2000 sogar den dritten Platz beim f6-Music-Award gewannen. Doch diese Erfolge, der Zuspruch reichten nicht weit über die Stadtgrenzen hinaus. „Irgendwann erkennt man, dass man auf diesem Weg nicht so weit kommt, wie man gerne will“, kommentiert Stephan Saretz in seiner gelassenen Art rückblickend diese Zeit. Dass sie aber mehr wollten und auch konnten, das wussten sie sehr gut. Die besten Vorraussetzungen also für einen Neuanfang. Mit Pink Floyd sind sie alle aufgewachsen, so Saretz. Und schon in ihren früheren Formationen habe sich bei ihnen die Tendenz zu diesen ruhigen, melodiösen Liedern, die sich Zeit lassen zum Entwickeln, gezeigt. Sich dann an diesen ausgefeilten, oftmals sphärisch-vertrackten Liedern zu versuchen, das war dann auch mehr eine Bauchentscheidung, die dann nicht besser hätte sein können. „Eine Reise durch die Geschichte von Pink Floyd“, erklärt Saretz, das sei das Ziel von Pulse. Die Frühphase der in den 60er Jahren gegründeten und damals vom kreativ-wirren Syd Barrett dominierten Band haben Pulse in ihrem aktuellen Programm „A Tribute To Pink Floyd“ noch nicht aufgenommen. Die Potsdamer lassen sich Zeit, wie die Lieder von Pink Floyd ihre Zeit brauchen. „Wir mussten uns erst nähern, unseren eigenen Weg finden. Hundertprozent am Original zu kleben, damit wären wir gescheitert", beschreibt Stephan Saretz die ersten Proben. Ganz nach Santana, der feststellte, dass ein guter Song immer ein guter Song bleibe, ob nun im Orchester oder nur mit der Gitarre gespielt, haben sie Pink Floyd erst einmal „abgespeckt“. Befreiend und manchmal überwältigend sei das Gefühl gewesen als sie merkten, dass auch bei Pulse die Lieder von Pink Floyd verdammt gute Lieder blieben. Weniger durch die Studioalben sondern durch Liveaufnahmen haben sich Pulse für ihr Programm inspirieren lassen. Die nicht klar strukturierten Werke von Pink Floyd bieten gerade hier viel Freiraum für Improvisationen. Freiraum, den auch Pulse gern nutzen, um so jedem Konzert etwas Einmaliges zu geben. Ihre gut 90minütige musikalische Zeitreise, die von einer Videoshow mit den bekannten The-Wall-Motiven, Naturaufnahmen und Computeranimationen begleitet wird, umfasst derzeit die außergewöhnliche Zusammenarbeit von Roger Waters und Dave Gilmour, der nach Barretts zwangsverordnetem Ausstieg, Ende der 60er zu Pink Floyd kam. Und natürlich ist mit „Money“ bei Pulse auch ein Lied vom legendären „The Dark Side Of The Moon“ vertreten. 1972 mit den ersten Aufnahmen begonnen, wurde das Album „The Dark Side Of The Moon“ ein Jahr später auf den Markt gebracht. Ein musikalischer Meilenstein, der 14 Jahre ununterbrochen in den amerikanischen Album-Charts stand, bisher über 34 Millionen verkaufte Exemplare zählt und jährlich immer noch 250 000 mal über den Ladentisch wandern soll. Zittern einem vor so einem Monster nicht die Knie? Klar, der Respekt sei schon da, so Stephan Saretz. Doch haben sie sich in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit der Musik und den Texten von Pink Floyd beschäftigt. Den hohen Anspruch, der das Covern von Pink Floyd an einen Musiker stellt, den stellen auch Pulse an ihre eigene Arbeit. Dann fängt Saretz an, über die Arrangements bestimmter Lieder zu sprechen, über Feinheiten, die ihm erst durch das Nachspielen aufgefallen sind. Und von diesem sonst so ruhigen Kerl geht auf einmal Begeisterung aus. Irgendwann reichen ihm die Worte nicht mehr. Er steht auf, geht zum Klavier und spielt das Intro von „Great Gig In The Sky“. Und da wird einem bewusst, was Stephan Saretz meinte, als er von diesem befreienden Gefühl während der Proben sprach. Denn da ist auf einmal etwas im Raum, das man nicht beschreiben kann. Mann muss es einfach hören. Pulse spielen am Freitag, dem 16. April, um 21 Uhr im Lindenpark zusammen mit dem Saxophonisten Ralf Benschu und der Band Six im Vorprogramm

Dirk Becker

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