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Kultur: Auf der Route 66

„River Blues Band“ mit Blues- und Rockklassikern

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„River Blues Band“ mit Blues- und Rockklassikern Das Nauener Tor wurde am Freitag durch Blues- und Rock-Riffs aus dem Winterschlaf gerissen. „Blues im Tor“ heißt die Veranstaltung, die winterliche Lethargie mit nach vorn treibender Musik austreibt. Im Sommer soll dieses Event auch den Platz vor dem historischen Bauwerk beleben. Bei den jetzigen Temperaturen bleibt aber einzig der junge Mann am Bratwurststand vor der Tür. Im Inneren verbreitet Kerzenlicht einen heimelige Atmosphäre. Die „River Blues Band“ hat sich im Westflügel des Tores eingenistet. Die sechs Musiker haben Probleme im gut gefüllten Saal an ihre Instrumente zu kommen. Gegen 21 Uhr schallt der quäkende Sound der Mundharmonika durch den Raum. „Here we go!“, die Fernfahrt durch ein halbes Jahrzehnt Blues-Rock hat begonnen. Das Publikum setzt sich die imaginären Truckermützen auf und die musikalische Reise kann losgehen. Auf welcher Straße wir uns bewegen, dürfte klar sein: „Get you kicks on Route 66!“. Vom schleppenden Stop-and-Go-Tempo bis zur wilden Verfolgungsjagd ist jedes Reisetempo vertreten. Ein kleiner Abstecher nach Georgia sei auch gestattet. Schließlich darf bei einem Best-Of des Rhythm’n’ Blues Ray Charles nicht fehlen: „Hit the road, Jack“, das Publikum ist begeistert dabei und besonders der weibliche Teil nutzt die kleinen Freiflächen zum freudigen Tanz. Durch das Fenster sieht man den Mann am Grill. Auch er tanzt. Aber er zittert auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. In der Pause wird schnell eine Wurst gekauft, nicht nur aus Mitleid, auch um die abgetanzten Kalorien zurückzugewinnen. Danach weiter im 12-Takt-Schema. Unermüdlich bringt die „River Blues Band“ altbekannte Melodien zu Gehör. Auch die Bandmitglieder, vertraute Gesichter der Potsdamer Musikszene: Michael Schupke (Steinschlag) an der Gitarre haucht mit seinem mal rotzigen, mal warmen Sound jedem Song den nötigen Drive ein. Leadsänger Detlef Gottschling ist ebenfalls von „Steinschlag“ bekannt. Die Sing-Along-Parts werden indes dem steigenden Alkohol- und Launepegel angepasst: „Shalalalala, shalalalali / Shalalalala, I feel free!“ Hoch die Flaschen oder vorzugsweise Weingläser. Im Stones-Repertoire wird an diesem Abend gern und oft gewildert. Gemeinsam mit dem Publikum spielt der Sechser den Wolken-Schubser „Get off of my cloud“. Alle sind sie musikalisch anwesend: Jagger, Richards, Dylan, Dixon und Beethoven. Ganz richtig, auch Rock’n’Roller mögen Klassik, wenn es nur angemessen interpretiert wird. Getreu dem Motto „Roll over Beethoven“ begeistert der Frontmann auf seiner „Blues Harp“ mit einer Adaption von „Freude schöner Götterfunken“. Sicherlich der Einfluss von Sebastian Pietsch, der die Songs mit feurigen Saxophon-Fills anreichert. Der sei 1. Fagottist bei den Brandenburger Symphonikern, bringt Schupke ihn in Verlegenheit. „It’s all over now, Baby Blue“, die Dylan’schen Zeilen kündigen es an: nach mehreren Stunden Rock-Blues vom Feinsten, ist die Fernfahrt zu Ende. C. Henkel

C. Henkel

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