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Kultur: Auf der Suche

„Temporary Art Zone“ in der Schiffbauergasse

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Der Kunst allein sollte dieser Rundgang gelten, sagt Erik Bruinenberg. Aber, so fügt Bruinenberg, Kurator der Ausstellung „Temporary Art Zone“ kurz danach hinzu, ganz ohne Politik wird es dann wohl doch nicht gehen. Denn die „Temporary Art Zone“, mit vollem Titel „Demokratie und Demokratiebewegung: 20 Jahre Schiffbauergasse – Zwischen Wende und Globalisierung“ sei mit ihrem eindeutigen Bezug auf den Mauerfall vor 20 Jahren nun einmal eine politische Veranstaltung.

Zu einem Presserundgang hatten Erik Bruinenberg und Rico Heitler vom veranstaltenden Trollwerk e.V. am Donnerstag in die Galerie Kunstraum geladen, um einen ersten Einblick in die Ausstellung zu geben, die am Sonntag eröffnet wird und dann vom 26. August bis zum 4. Oktober zu sehen ist. Insgesamt neun Künstler beteiligen sich an der „Temporary Art Zone“, deren Arbeiten sich vorwiegend in einer Gruppenausstellung im Kunstraum konzentrieren. Und obwohl ein großer Teil der Künstler am Donnerstag noch mit dem Aufbau ihrer Arbeiten und Installationen beschäftigt war, zeigte das, was schon zu sehen war, dass die „Temporary Art Zone“ zu einem der reizvollsten, aufregendsten und anregendsten Projekte seit langem in der Schiffbauergasse werden kann.

Da sind die Fotografien von Marek Kucera, der drei Tage Laurent Dubost von der „fabrik“, Anja Kozik von der Oxymoron Dance Company und den Schauspieler Hendrik Schubert vom Hans Otto Theater der Architektur am Standort ausgesetzt hat. „Ich habe mich mit der Wahrnehmung von Mensch und Architektur am Beispiel der Schiffbauergasse auseinandergesetzt“, so Kucera. Drei Menschen, die an diesem Ort arbeiten und auf ihre ganz persönliche Art dieser Architektur begegnen. Es sind Bilder, die auch Kritik an dem sanierten Standort üben, der es der Kunst und der Kultur so schwer macht. Schon der Titel „Cold District“ ist ein eindeutiges Signal.

Für Raffael Rheinsberg, ein Künstler, der in der Anfangszeit auf der Schiffbauergasse immer wieder ausgestellt hat, war es ein Schock, als er den sanierten Standort am Mittwoch nach Jahren wieder betrat. Doch Rheinsberg verliert wenige Worte über die aktuelle Situation. „Neue Zeit, neue Kultur“, sagt er und ist wieder mit dem Aufbau seiner Installation aus russischen Filzstiefeln beschäftigt, die es dann doch schwer hat in der weißen Sterilität der Galerie Kunstraum.

Gerade darin kann der Reiz von „Temporary Art Zone“ liegen. Sie vergegenwärtigt und hinterfragt die Vergangenheit von 20 Jahren, den Beginn und die folgenden Veränderungen. Ob Carsten Weitzmanns doppelseitige Wandarbeit oder Simone Weikelts Mauer in Barbie-Rosa, hier erinnert die Kunst auch an die Vergangenheit des Ortes Schiffbauergasse, ohne diese zu verklären. Die Kunst der „Temporary Art Zone“ reibt sich an diesem Ort, der sein Gesicht so sehr verändert. Sie hält ihm etwas entgegen, das eine Art Aufbegehren, eine Art Widerstand gegen die sanierte Enge ist. Das könnte der Anfang von etwas Neuem sein. Dirk Becker

„Temporary Art Zone“ wird am Sonntag, 23. August, um 17 Uhr in der Galerie Kunstraum in der Schiffbauergasse eröffnet

Dirk Becker

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