Kultur: Auf der Suche nach dem verlorenen Ton Grüßaugust in der „fabrik“
Die Suche nach einem fehlenden Ton war, laut Selbstauskunft, einer der Gründe, warum die Berlin-Potsdamer Psychedelic-Punkband Grüßaugust ins Leben gerufen wurde. Und zu diesem fehlenden Ton gesellten sich am Freitagabend in der „fabrik“ noch einige mehr, als zu Beginn des dritten Songs plötzlich kurzzeitig die Gitarre außer Gefecht gesetzt war.
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Die Suche nach einem fehlenden Ton war, laut Selbstauskunft, einer der Gründe, warum die Berlin-Potsdamer Psychedelic-Punkband Grüßaugust ins Leben gerufen wurde. Und zu diesem fehlenden Ton gesellten sich am Freitagabend in der „fabrik“ noch einige mehr, als zu Beginn des dritten Songs plötzlich kurzzeitig die Gitarre außer Gefecht gesetzt war. So musste die Coverversion von „Youth of America“ erst einmal in nicht ganz vollständiger Besetzung angespielt werden.
Sänger und wohl auch Kopf von Grüßaugust, Robert Beckmann alias Frolln Bartkamm, den viele der zahlreich erschienenen Gäste sicher noch in seiner 1995 bis 2002 existierenden Folkpunkrockformation The Inchtabokatables erlebt hatten, entlockte seiner Geige für diesen Song schmerzhaft schiefe Töne, die plötzlich eine angenehme Melodiösität bekamen und eingebettet wurden in ein eingängiges Soundgerüst aus Schlagzeug, Gitarre und Bass. Dieses Soundgerüst, das sich ins Extatische schrauben konnte und im weiteren Verlauf des Konzertes immer wieder minutenlang alle Anwesenden in Verzückung versetzen würde, sollte auch der musikalische Höhepunkt des Abends sein.
Denn obwohl der Sänger mit einer markanten rauchigen Stimme ausgestattet ist, konnte diese nicht die schiefen Töne wettmachen, die sich immer wieder in den Gesang schlichen und den Liedern ein wenig den Anstrich des nur Halbfertigen gaben. Hinzu kam die etwas unkontrolliert wirkende Bühnenshow mit verwirrenden Pausen zwischen den Songs, einer nicht ganz zu Ende gebrachten Ansprache vor „Last Things“ und der dann folgenden dreiminütigen Merchandise-Unterbrechung, die das Publikum ratlos im Raum zurückließ.
Dabei stand außer Frage, dass mit Beckmann an der Geige, Titus Jany am Schlagzeug, Hans Narva am Bass, beide ebenfalls ehemals Inchtabokatables, und Jan Springborn an Gitarre und Banjo vier Vollblutmusiker auf der Bühne standen, die sich mit Leib und Seele ihrer Passion, der Suche nach dem fehlenden Ton, verschrieben hatten. Aber es gab nur wenige Momente, die so überzeugend waren wie beispielsweise „Diane“, ein Song mit schlichtem, aber wirksamem Konzept.
Man möchte den Jungs von Grüßaugust beinahe raten, mehr auf die instrumentale Stärke zu vertrauen und das Singen sein zu lassen. Die Bühnenpräsenz des Violinisten, der eine eindringliche Gestik besitzt und seine Geige wie eine Rockgitarre spielt, die vier unterschiedlichen Charaktere, die sich vor allem in Momenten absoluter Hingabe zeigten, und die kunstvoll zusammengeschnittenen, mit Filmzitaten unterlegten und im Hintergrund abgespielten Videosequenzen reichen schon aus, um das Publikum in Hypnose zu versetzen. So aber klang das Ergebnis manchmal doch sehr nach Proberaum und Hobbymusik. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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