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Kultur: Auf der Suche nach dem Zauberbaum

Theater „Buntspecht“ im Nikolaisaal

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Theater „Buntspecht“ im Nikolaisaal Beim jubelnden Schlussapplaus stehen rund 80 Kinder und Jugendliche auf der Bühne des Nikolaisaals. Mit dem Stück „Das singende, klingende Bäumchen“ hat das Potsdamer Kindermusiktheater „Buntspecht“ eine sehr unterhaltsame und rekordverdächtige Inszenierung erarbeitet. Mit so vielen Mitwirkenden im Alter von vier bis neunzehn Jahren ein eineinhalbstündiges Stück mit Text, Gesang und Tanz zu inszenieren, ist schon ein Kunststück für sich. Wenn es außerdem Groß und Klein Vergnügen bereitet, mit einer guten Portion Witz doch ohne Kitsch aufwartet, ist der Erfolg wohlverdient. Die Fäden hielt Margitta Burkhard (Einstudierung) fest in der Hand, erstmals fruchtbar unterstützt von der Choreografin Marita Erxleben und ihren Ballettkindern. Das Märchenstück nach einer fragmentarischen Vorlage der Gebrüder Grimm ist schnell erzählt. Prinzessin Tausendschön hat so viele Bewerber abgewiesen, dass ihr Vater schon ganz verzweifelt ist. Auch Prinz Eitel, Prinz Steinreich, Prinz Fabularius konnten nicht ihr Herz erweichen - dazu bedarf es schon etwas Besonderem wie dem „Singenden, klingenden Bäumchen“. Der vierte Bewerber, Prinz Schweigsam, macht sich auf die Suche und findet das Wunderding, bei dessen Klang einem ganz warm ums Herz wird, erstarrt im Zauberwald, bewacht von einem bösen Zwerg. Nach mancherlei Verwicklungen und Verwandlungen geht alles gut aus, selbst aus Zwerg Zack wird eine liebliche Elfe. Gute dramaturgische Ideen setzen diesen Stoff um. Zu Beginn nehmen drei kleine Schlossmäuse die Zuschauerkinder hinein ins Stück und tauchen auch später an entscheidenden Handlungspunkten auf. Ein winziger Dreikäsehoch von Papagei plappert naseweis die Worte von wichtigen großen Leuten nach und verkündet auch mal lauthals seine eigene Meinung. Für ihn ist die Prinzessin bloß eine „olle Zicke“. Wie beim großen Tanztheater gibt es bunte Massenzenen. Auf dem Markt erscheinen Gaukler, Zauberer und ein Märchenerzähler, der als Einziger weiß, wo der Wunderbaum sein könnte. Am Hofe treten die Prinzen, das barocke Ballett und die von den rabiaten Köchen gescheuchte Gänseschar auf. Doch später im Zauberwald retten die Gänse Prinz und Prinzessin nach einer Wasserflut. Jede Rolle ist passend besetzt und überzeugend, gespielt und gesungen, die eifrig-bemühte Köchin, der verträumt-gemütliche Koch, der gutherzige Prinz Schweigsam und die temperamentvolle Prinzessin Tausendschön als schrille Zicke auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen. Als böser Gnom wirbelt Zwerg Zack durch seinen leblos erstarrten Wald, bis auch er den Klängen des Zauberbaums nicht mehr widerstehen kann. Dass die Inszenierung bei allen märchenhaften Zügen viel Bodenhaftung besitzt, ist vor allem ein Verdienst der Musik. Das Text- und Kompositonstrio Thomas Knabe, Olaf Mücke und Matthias Opitz schuf eine legere, nahezu kabarettistische Musik mit trockenem Ton, ohne Schmalz und Schmus. Das schöne Schlusslied wird sicher ein Hit zum Mitsingen. Wie gut die neue Produktion des Kindermusiktheaters „Buntspecht“ ankommt, zeigte der begeisterte Applaus. Nach vier ausverkauften Vorstellungen im Nikolaisaal folgen weitere Aufführungen im Hans-Otto-Theater im März 2005.

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