Kultur: Auf die Nuss

Eigentlich heißt er ja Uwe Schmidt. Doch Señor Coconut klingt nicht so banal. Aber genauer darf man über dieses Pseudonym nicht nachdenken. Und erst recht nicht ins Deutsche übersetzen. Herr Kokosnuss! Da ist einem Uwe Schmidt dann doch fast schon wieder lieber.

Als Señor Coconut wird Schmidt heute in Potsdam erwartet, um seinem Künstlernamen alle Ehre zu machen. Mit dabei ist sein Orchester, um den Herrn von der Kokosnuss bei seinen eigenwilligen Streifzügen durch die südamerikanische Musiklandschaft zu begleiten. Dorthin, in den Süden Amerikas, hatte es den Soundtüftler aus Frankfurt/Main im Jahr 1997 gezogen. Genauer nach Santiago de Chile. Und genau dort kam Schmidt auf die Idee, die Musik der Elektro–Kultband Kraftwerk in ein neues Gewand zu kleiden. Ausgerechnet im Latino-Style. Doch dieses verrückte Projekt, mit dem Titel „El Baile Aleman“ auf den Markt, erwies sich als äußerst erfolgreich. Señor Coconut wurde in Musikzeitschriften hoch gelobt und in den Tanzhäusern landauf und landab zum absoluten Renner. Der oftmals bierernste Elektrosound der Kraftmänner bekam durch Señor Coconuts Respektlosigkeit eine Luftig- und Leichtigkeit, die das Herz eines jeden Tanz- und Rhythmusfreudigen in Euphorie versetzte. So ist es keine Überraschung, dass Uwe Schmidt noch einmal auf die Kokosnuss haut und die bewährte Mixtur von Latin und Klassikern auf ein neues Album zaubert.

„Around the world“ heißt das Werk, mit dem Señor Coconut heute in der Waschhaus-Arena zu Gast ist. Der globale Anspruch zeigt, hier wird nicht nur deutsches Liedgut mittels Cha Cha Chá, Rumba, Mambo und Bolero neu präsentiert. „Sweet Dreams“ von Eurythmics und der berühmte „Kiss“ von Prince flirren nun in neuem Gewand. Aber auch der Neuen Deutschen Welle erweist Schmidt seine Referenz, wenn der „Da da da, ich lieb Dich nicht, Du liebst mich nicht“ in einen Cha Cha Chá kleidet. Es ist ein bizarrer Klangkosmos, den Señor Coconut da geschaffen hat. Aber ein Klangkosmos, in den ein Ausflug immer lohnt. Dirk Becker

Señor Coconut and his Orchestra und als Gäste Argenis Brito und Louie Austen heute, um 21 Uhr, in der Waschhaus-Arena, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 18 Euro.

Dirk Becker