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Große Western-Gala im Nikolaisaal: Auf die Pferde, Männer – und losgeritten

Die Garderobe ist zur Rezeption eines Western-Hotels umfunktioniert, Cowboys durchstreifen das Areal. Das weibliche Einlasspersonal ist in prächtige Wildwest-Gewänder gekleidet, die aus dem Fundus des Filmparks Babelsberg stammen.

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Die Garderobe ist zur Rezeption eines Western-Hotels umfunktioniert, Cowboys durchstreifen das Areal. Das weibliche Einlasspersonal ist in prächtige Wildwest-Gewänder gekleidet, die aus dem Fundus des Filmparks Babelsberg stammen. Ein Hauch von Wildheit und Weite, Machomännlichkeit und Saloon-Damencharme durchweht das Foyer. Große Western-Gala am Samstagabend im Nikolaisaal.

Hübsch drapierte Requisiten sorgen auch auf dem Podium für stimmungsvolle Westernatmosphäre: gebleichte Rinderschädel, Sattelzeug, ein an einem Gesteinsbrocken lehnendes Wagenrad, Stalllaterne. Nur ein Pferdehalfter an der Wand, das sucht man vergebens. Der Ritt durch die unendlichen Weiten der Western-Filmmusik kann beginnen.

Als sattelsichere Cowboy-/Cowgirltruppe erweist sich die exakt aufeinander reagierende und präzise aktionierende Gemeinschaft des Deutschen Filmorchesters Babelsberg unter Anleitung ihres metiererfahrenen Scott Lawton. Auf die Pferde, Männer – und losgeritten durch ein „Weites Land“, das von Jerome Moross mit opulenten, cinemascopartigen Klängen umhüllt wird. Dazu läuft ein Video, in dem die Fäuste in Aktion genauso zu sehen sind wie Fieslinge und Rächer in Nahaufnahmen. Ein Verfahren, das alle Musiknummern begleitet. So hat der Zuschauhörer das Gefühl, selbst im Wilden Westen zu sein.

„Zwölf Uhr mittags“ dann gibt es dramatische Klang-Bilder von Altmeister Dimitri Tiomkin, die spannungssteigernd auf den mörderischen Kulminationspunkt zusteuern. Dumpf dröhnen die Pauken, wenn Gary Cooper zum Duell mit dem Todfeind antritt. Und wenn liebliche Gefühlswellen ertönen, dann ist Dame Grace Kelly nicht weit. Filmausschnitte belegen es. Ungehemmt und aufgepeitscht breiten sich die knackigen Tiomkin-Einfälle zu „Der weite Himmel“ aus.

Von der Kunst, mit Musik auszudrücken, was filmisch nicht ausgesprochen werden kann, gibt Ennio Morricone im Kult-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ beeindruckende Kunde. Wenn René Decker auf der Mundharmonika zu gestopften Trompeten die berühmte Todesmelodie spielt oder Bianca Reim mit gläsernem Sopran weitschwingende Vokalisen anstimmt, dann entstehen einem – den Musikern und der Filmsequenz sei Dank – wohlige Rückenschauer.

Swing, Drive und viel lateinamerikanisches Rhythmusfeuer weiß Maurice Jarre zu entfachen, wenn „Pancho Villa reitet“. Voller ansteckender Begeisterung moderiert Filmjournalist Knut Elstermann die Melodienfolge, für die auch John Williams, Elmer Bernstein, der Potsdamer Karl-Ernst Sasse („Weiße Wölfe“ mit Gojko Mitic) und Ralf Wengemayr („Der Schuh des Manitu“) facettenreiche Zutaten liefern. 

Peter Buske

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