Kultur: Auf nach „Schlaatz Vegas“
Junge Migrantinnen spielen Theater
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Irgendwo am Schlaatz. Jugendliche treffen sich auf der Straße. Noch fremd in der Runde ist ein Mädchen, das mit russischem Akzent spricht. Neugierig fragen die anderen: „Bist du Russe, oder was?“ Das Mädchen, das aus Kirgisien kommt, beginnt von ihrer langen Reise nach Deutschland zu erzählen. Eine abenteuerliche Geschichte, die eine Gruppe junger Migrantinnen in ihrem ersten gemeinsamen Theaterprojekt heute Abend um 19 Uhr im Haus der Generationen und Kulturen im Milanhorst am Schlaatz aufführt. Der Berliner Theaterpädagoge Christian O. Hille hat das Stück mit dem Titel „Schlaatz-Vegas“ nach den Erzählungen und Erlebnissen der Mädchen geschrieben und mit ihnen einstudiert.
Anastasiya, Anna, Jenya, Nadja und Natascha kommen aus Kasachstan, der Ukraine, aus Moldawien und Kirgisien. Dieses Stück zu spielen, hilft ihnen, den Verlust ihrer Heimat zu verarbeiten und sich hier in Potsdam zu integrieren. Es ist nicht nur die deutsche Sprache, die ihnen die Ankunft in der neuen Heimat erschwert. Alle fünf lernen hier am Gymnasium. Sie sprechen inzwischen schon gut deutsch, haben Zukunftspläne und sind voller Zuversicht. Integriert aber fühlen sie sich noch nicht. Zu oft bleiben sie in Schule und Freizeit unter sich. Die Erfahrungen der Migration haben sie vor der Zeit erwachsen werden lassen. Die jungen Frauen wirken reifer als ihre deutschen Altersgenossen und spüren das in ihrem Alltag. „Manchmal fühle ich mich in der Schule wie im Kindergarten“, erzählt eine von ihnen.
Die Mädchen hoffen, dass heute Abend auch einige ihrer deutschen Mitschüler kommen, damit sie besser verstehen, wie sie sich in der Fremde fühlen. Gern würden sie weiter Theaterspielen, möglichst zusammen mit Deutschen. Der Fachberatungsdienst Zuwanderung, Integration und Toleranz FAZIT, der das Projekt mit Unterstützung des Vereins Soziale Stadt initiierte, hätte dann sein Ziel erreicht. Antje Horn-Conrad
Antje Horn-Conrad
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