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Komm, wir spielen mal „Was wäre, wenn“. Die Jungschauspieler vom Jugendclub im Hans Otto Theater.

© Nadine Hiller/Jugendclub HOT

Kultur: Auf steinigen Wegen

Der Jugendclub des Hans Otto Theaters mit „Was wäre, wenn“ in der Reithalle

Stand:

Was wäre, wenn alles ein wenig anders gekommen wäre? Was wäre, wenn man diesen oder jenen Schritt im eigenen Leben gemacht hätte oder vielleicht doch lieber nicht gegangen wäre? Was wäre, wenn man einfach die Chance bekäme, die Zeit zurückzudrehen? Wäre das Leben einfacher? Besser? Es ist müßig, sich diese Frage zu stellen. Doch wenn man die Gelegenheit hätte, hinter dieses „was wäre wenn“ zu schauen, wer würde sie nicht ergreifen? Die letzte Inszenierung vor der Sommerpause vom Jugendclub am Hans Otto Theater hat sich genau mit diesem Thema auseinander gesetzt. Am vergangenen Mittwoch war in der Reithalle die Premiere von „Was wäre, wenn“ zu erleben.

Jonny (Jonathan Rösch) ist nicht gut in Mathe. Doch gerade von seiner letzten Mathearbeit hängt ab, ob er die Klasse wiederholen muss oder nicht. Als Jonny eine Zwei in seiner Mathearbeit bekommt, ist er einfach nur überglücklich. Um sofort seiner Mutter von seinem Erfolg zu berichten, ruft Jonny sie auf dem Handy an. Am Telefon muss er mit anhören, wie seine Mutter einen Verkehrsunfall hat. Danach ist sie am Rollstuhl gefesselt. Für den Jungen und seine Familie bricht eine Welt zusammen. Und Jonny, zerfressen von Schuldgefühlen, stellt sich von nun an immer wieder die Frage „Was wäre, wenn?“. Von seinen Freundinnen Claire (Lea Städler), Leyla (Kistina Kneppek) und Imka (Karina Grabow) wieder ins Leben zurückgeholt, lernt Jonny schließlich mit seiner Schuld zu leben und „nicht zu zerdenken was war, sondern das zu nutzen was ist“.

Doch plötzlich ist die Zeit zurückgedreht. Eine neue Besetzung der vier Freunde ist auf der Bühne erschienen und zeigt, dass hinter dem „was wäre, wenn“ nicht unbedingt immer eine glücklichere Wendung steht. Jonny, dieses Mal gespielt von Jannis Hermann, hat in der Mathearbeit eine Fünf geschrieben und seine besten Freundinnen Leyla (Maria Zitzke), Claire (Rokhaya Niang) und Imka (Louisa Böhm) belogen. Diesen Vertrauensbruch können die drei ihm nicht verzeihen, sodass Jonny am Ende ganz allein dasteht und sich neu auf die Suche nach „den Farben, die das Leben süß machen“ begeben muss.

Mit einfachsten Mitteln wird das Bühnenbild (Gisela Hillmann) immer wieder neu entdeckt. Ein Sofa in der linken Ecke und eine Parkbank nebst Bushaltestellenschild in der linken Ecke ermöglichen es dem Zuschauer, fast wie im Film, parallel verlaufende Szenen gleichzeitig zu betrachten. Ein besonderes Schmuckstück stellte vor allem das Star-Wars Poster an der Rückwand dar. Die exzellente Musikauswahl machte, den Gesichtern auf der Bühne nach zu schließen, nicht nur den Zuschauern Spaß, obwohl einem noch eine ganze Weile die Ohren vom „Can’t stop“ der Red Hot Chili Peppers dröhnten. Unter der Leitung von Nadine Hiller und Charlene Feller wurde vor allem den erwachsenen Zuschauern ein tiefer Einblick in die jugendliche Psyche gewährt, der so manches Verhalten Jugendlicher besser verstehen und so in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Nur an mancher Stelle wirkten die Texte zu reif, zu gut durchdacht für die doch sehr jungen Schauspieler, die dort auf der Bühne ein bewegendes Schauspiel ablieferten. Denn, und so lässt sich wohl das Resümee ziehen, „man kann nicht immer nur den Weg auf der Sonnenseite wählen, man muss auch die steinigen Wege gehen“.

Wieder am heutigen Freitag, 18 Uhr, in der Reithalle in der Schiffbauergasse. Karten unter Tel.: (0331) 98 118

Chantal Willers

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