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Musik im Sand. Bei der Installation „Hole in the Garden“ ließ Carsten Hensel (l.) mit Flüchtlingen aus dem Nachbarhaus Schallwellen-Muster im Sand formen.

© M. Thomas

„Pleasure Ground“ im Neuen Atelierhaus Panzerhalle: Aufgetürmt und zusammengefügt

Kunst im Garten, erschaffen gemeinsam mit Flüchtlingen: Das Neue Atelierhaus Panzerhalle setzt die Reihe „Pleasure Ground“ fort.

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Mitten durch das Holzhaus verläuft die Grenze: ein Zaun, der die zwei Grundstückshälften trennt. Eine Treppe führt über den Zaun, vom Garten des Neuen Atelierhaus Panzerhalle zur Rasenfläche des Flüchtlingsheimes, das sich im selben Gebäudekomplex befindet wie die Künstlerresidenz. „Wir hatten überhaupt keinen Plan und haben das alles erst einmal auf uns zukommen lassen“, sagt die Bildhauerin Birgit Cauer. Zusammen mit der Künstlerin Ilse Winkler und den meist syrischen Flüchtlingen der Flüchtlingsunterkunft hat sie sich das Holzhaus ausgedacht.

Bisher stehen erst einige Balken, das Dach, zwei Türen. Die Nachbarschaft von Flüchtlingsheim und Künstlerwerkstätten ließ bei den Potsdamer Künstlern schnell den Gedanken an eine Zusammenarbeit entstehen. Wie die aussehen sollte, war nicht so ganz klar. In der aktuellen Ausstellung „A New Pleasure Ground“ experimentieren die Künstler auf verschiedene Weise mit den Möglichkeiten, Kunst und Flüchtlingsleben im Wohnheim zusammen zu bringen. „Aber der Schwerpunkt liegt bei der aktuellen Ausstellung bei der Kunst“, so Cauer.

Mit dem Titel „A New Pleasure Ground“ bezieht sich die Kuratorin Petra Stegmann auf ein Konzept, das schon von den Gartenbaumeistern Peter Joseph Lenné und Hermann Fürst von Pückler- Muskau im 19. Jahrhundert erdacht wurde und gerade eine Renaissance in der Gartenbaukultur erfährt: die Verknüpfung von Garten und Park, die Verbindung von wild wachsenden Kräutern und Pflanzen und kultiviert gestalteten Arealen. Es entsteht ein Platz der Freude: ein Pleasure Ground, der einlädt zur Entspannung und Reflexion. Das simple Grün des Gartens erweist sich dabei als vielfältig variierbar und einer vielgestaltigen Untersuchung der Verbindungslinien zwischen dem Künstlerhaus und dem Flüchtlingsheim zugänglich.

Gefördert von der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst ist ein Refugium entstanden, bei dem sich die Kunst geschmeidig ins vorhandene Gartengrün einfügt. „Setzung“ nennt Andreas Hildebrandt seinen Turm aus verschiedenen Steinen und Hölzern. Gefunden hat er das Material im Garten, es aufgetürmt und zusammengefügt mit einigen Stricken. „Das lässt sich so nicht im Museum zeigen“, erklärt Hildebrandt. Das Kunstwerk sei strikt ortsbezogen. Es zeige, so der Künstler, auch symbolisch, dass mit einfachen Mitteln Verschiedenes, oft beziehungslos Nebeneinander-Stehendes zusammengefügt werden könne. Sicherlich falle der Steinturm auch irgendwann wieder auseinander. Aber auch das entspreche dem prozesshaften Gedanken, mit der er das Kunstwerk errichtet hätte.

Der Prozess und die Veränderung stehen auch bei dem Kreis von Vera Oxford im Mittelpunkt. Umfasst von einem Metallband hat sie zwischen Bäumen eine ungefähr 20 Zentimeter hohe kreisrunde Sandfläche konstruiert. Die war zunächst vom Plan gestrichen, wird aber nun im Laufe des Sommers von Gräsern erobert. Überhaupt ist der Gedanke der Veränderung, des Unbeständigen, aber sich doch in die Natur und die floralen Prozesse Einfügenden, der Grundgedanke der „Pleasure Grounds“. Losgelöst aus dem Atelieralltag und hineingefügt in die Nadelbäume, Sträucher und Büsche des Gartens geht es den Künstlern nicht darum, eine hehre Gartenskulptur zu errichten. Ein harmonisches Miteinander von Kunst und Umgebung, von Künstlern und Flüchtlingen soll entstehen. Dies gelingt auch Birgit Semmer, die zusammen mit den Flüchtlingen einige Kräuterfelder angelegt hat. Mit dabei war auch ein syrischer Apotheker, der sein Wissen um die Heilkraft und Gewürzwirkung der Kräuter des Heimatlandes nun in Potsdam zusammen mit der Experimentierfreude der Malerin Bettina Semmer in mehreren Gewürzbeeten auf Potsdamer Grund blühen lässt. Auf die Bäume haben sich Bettina Schilling und Sibylla Weisweiler mit ihren Installationen bezogen. Das Mosaik von Bettina Schilling legt sich passgenau um einen Baum, der dreigeteilt in die Höhe strebt. „Das waren wahrscheinlich drei einzelne Stämme, die dann zusammengewachsen sind“, kommentiert die Künstlerin, die mit dem schwarz-weißen Mosaik eine Verbindung aus Kulturtechnik und Gartenflora schafft. Sibylla Weisweiler wiederum hat in den Ästen der Bäume kleine, farbige, gefaltete Papierschiffchen angebracht, die mit den Wünschen der Besucher bestückt werden können. Die Schiffe werden sich in Wind und Wetter auflösen und so nicht zuletzt ein Hinweis auf die Flüchtigkeit des Wünschens und Denkens geben.

In dieser Weise kann auch aus das Buch von Katja Sehl gelesen werden, das die Künstlerin auf dem Boden liegend aufgeschlagen hat und das nun langsam von einem Nadelteppich überwuchert wird. In dem temporären Charakter der Kunst im Garten spiegelt sich nicht zuletzt die Situation der Flüchtlinge wider, die gerne einige Zeit mit dem Künstlern zusammen arbeiten und mit dem kulturellen Wissen aus ihrer Heimat das Künstlerhaus bereichern, bevor sie an anderer Stelle eine dauerhafte Bleiben finden.

Richard Rabensaat

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