Kultur: Ausstellen geht auch im ZwischenraumPotsdamer Künstler öffnen ihre Ateliers
Beim „Tag der offenen Ateliers“ holen sich die Potsdamer Künstler einmal im Jahr ihr Publikum ins Haus, genauer: an ihren Arbeitsplatz. Was aber machen die Kreativen, die kein eigenes Atelier haben?
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Beim „Tag der offenen Ateliers“ holen sich die Potsdamer Künstler einmal im Jahr ihr Publikum ins Haus, genauer: an ihren Arbeitsplatz. Was aber machen die Kreativen, die kein eigenes Atelier haben? Dass Künstlern in der Stadt die Räume fehlen, ist in jüngster Zeit immer wieder thematisiert worden. Die Stadt hat sich deshalb in diesem Jahr zum Tag der offenen Ateliers am Sonntag, dem 4. Mai, eine Zwischenlösung ausgedacht.
„In Between“ heißt die temporäre Atelierplattform im Offenen Kunstverein in der Hermann-Elflein-Straße, über die sich acht bildende Künstler ohne eigene Ausstellungsflächen vorstellen können. „Auf diese Weise wird ein Anfang gemacht, zum einen jungen Kreativen, die am Beginn ihrer Professionalisierung stehen, und zum anderen etablierten Künstlerinnen und Künstlern ohne derzeitig eigenen Atelierraum, die Möglichkeit zu bieten, sich mit ihrer Kunst an diesem Tag einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen“, sagte Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski am gestrigen Dienstag. Eröffnet wird die Ausstellung mit Arbeiten von Ben Cersovsky, Jeanne, Sebastian Kommerell, Agnieszka Korejba, Phillip Langer, Annette Messig, Erica Oeckel und Sabine Raetsch schon am Samstag, dem 3. Mai.
Am Tag darauf sperren dann rund 100 Künstler ihre Ateliers und Werkstätten auf, ihnen geht es nicht nur darum, ihr Schaffen zu zeigen, sie wollen sich mit den Potsdamern austauschen und zum Mitmachen animieren. Und dabei geht es nicht nur um klassische Disziplinen wie Zeichnen, Malen, Fotografieren oder Bildhauen – die Besucher finden auch modernere Ausdrucksformen wie Objekt- und Videokunst, Performance und Konzeptkunst genauso wie traditionelle Techniken wie das japanische Tonbrennverfahren Rakubrand oder der Fayence-Technik. Ob expressiv, naturalistisch oder entmaterialisiert – zu entdecken gibt es die unterschiedlichsten Positionen zeitgenössischer Kunst.
Alles zu sehen, dürfte kaum zu schaffen sein – denn dazu müssten die Besucher in diesem Jahr zwischen 39 Ateliers hin- und herwandern. Von der Innenstadt über die Vorstädte bis nach Babelsberg, Groß Glienicke und Fahrland.
Also heißt es auszuwählen: Das Atelier Guelden der Potsdamer Konzeptkünstlerin Annette Paul bietet zum Beispiel interessante Perspektivwechsel. Die Frau, die den goldenen Schriftzug am neuen Landtag – „Ceci n’est pas un château“ gestaltet hat – stellt zusammen mit der Malerin Jana Feiler aus. Zu sehen gibt es bei ihnen in der Carl-von-Ossietzky-Straße 28 unter anderem die Ergebnisse von Pauls jüngstem Projekt. Dabei versuchte sie, Kindern und Jugendlichen die Exotik des Rokoko zu vermitteln.
Kunst vermittelt auch Claudia Häuser-Mogge, sie wird am Sonntag jeweils einen geführten Atelierrundgang in zwei großen Künstlerhäusern Potsdams anbieten – um 13 Uhr im Neuen Atelierhaus Panzerhalle und um 15.30 Uhr im Kunsthaus 17. Aber auch auf eigene Faust lässt sich viel entdecken. Denn allen Veranstaltungsorten gemeinsam ist die Offenheit der Künstler für spannende Dialoge rund um die Bildende Kunst. Sprich: Wer fragt, wird hier Antworten bekommen. Falsche Scheu ist demnach also fehl am Platz, in der Kunst gibt es schließlich kein Richtig und kein Falsch. PNN
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