Kultur: Balladeske Leichtigkeit

Lassen wir einfach mal den Oberbegriff „Jazzfestival“ außen vor und wenden uns den Tatsachen zu. Und die überzeugendsten Tatsachen liefern Janine Maunder, Stephanie Lindner und James Richmond mit ihrer Musik noch immer auf der Bühne. Am heutigen Mittwoch sind die drei unter ihrem gemeinsamen Künstler- und Bandnamen Naked Raven in der Waschhaus Arena im Rahmen des Potsdamer Jazzfestivals zu erleben.

Gut, mit Jazz hat die Musik von Naked Raven kaum etwas zu tun. Es sei denn, man macht sich an eine tiefschürfende Werkanalyse, um vielleicht doch irgendwo einen Hauch einer Parallele zu entdecken.

Doch das soll hier nicht interessieren. Hier geht es um die Musik von Naked Raven. Und die ist in ihrer Zurückhaltung und Leichtigkeit und dem Hang zur Ballade immer ein Erlebnis.

Vor zwei Jahren waren die Musiker um die australische Sängerin und Pianistin Janine Maunder zuletzt in Potsdam zu erleben. Auf einem Open Air Konzert auf dem Krongut Bornstedt. Und es war faszinierend zu beobachten, wie es Naked Raven mit wenigen Mitteln gelang, dass sich jede Geschwindigkeit zu verlangsamen schien und alles Wichtige dieser Welt für zwei Stunden in dieser Musik regelrecht fokussiert wurde. Eine Musik, die trotz ihres ausgeprägten Hangs zum Moll Seelenbalsam und Hoffnungsdroge zugleich ist.

Nach zweijähriger Auszeit melden sich Naked Raven nun mit ihrem Album „Sunday Best“, einer Mischung aus neuen Liedern und einer Best-of-Sammlung zurück. Schon das fast zerbrechliche „Grand“ zeigt, dass Maunder und Co nach 14 Jahren Naked Raven weiterhin auf die altbewährte Balladenrezeptur setzen und damit immer wieder zu beeindrucken wissen. Einfache Akkorde auf der Akustikgitarre, zu denen sich Janine Maunders schwebender Gesang gesellt. Es ist so wenig, was in diesem Lied geschieht, in das sich wie selbstverständlich später noch Streicher und dezent eine E-Gitarre mischen. Doch dieses Wenige offenbart einen Reichtum, der einen für Momente sprachlos macht.

Im Konzert liefern Naked Raven viele dieser Momente. Und wenn man danach das ungewohnte Gefühl hat, jetzt möchte man die ganze Welt umarmen, muss einen das nicht beunruhigen. Das geht den meisten so. Dirk Becker

Naked Raven heute ab 21 Uhr in der Waschhaus Arena. Support K.C. McKanzie. Der Eintritt kostet 19 Euro.

Dirk Becker