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Kultur: Balsam für die Familienseele „Marnie fliegt“ hat in der Reithalle Premiere

Marnie McPhee ist genervt. Und zwar so richtig.

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Marnie McPhee ist genervt. Und zwar so richtig. Der Vater schwelgt ständig in seinen Träumen vom Weltall, die Mutter trauert um ihre verpasste Gesangskarriere und der 16-jährige Bruder hat immer die Kopfhörer auf den Ohren, während er Vokabeln paukt. Er möchte nämlich Spanisch lernen, um seine Angebetete zu beeindrucken. Das 9-jährige Mädchen kann gar nicht glauben, dass diese Verrückten ihre Familie sein sollen. Am liebsten würde Marnie zum Mars fliegen, um bloß nie so schräg wie die Erwachsenen zu werden. Deshalb baut sie des Nachts im Keller an ihrem Raumschiff, mit dem sie dem Familienleben entkommen möchte.

Das Theaterstück „Marnie fliegt“ des kanadischen Dramatikers Daniel Karasik hat am heutigen Donnerstag in der Reithalle des Hans Otto Theaters Premiere und wird erstmals in Deutschland als Inszenierung von Kerstin Kusch aufgeführt. Empfohlen wird es ab sechs Jahren, richtet sich aber an jede Altersgruppe. Denn die Höhen und Tiefen des Familienlebens, wie schwierig, aber auch wie wunderbar es sein kann, mit Eltern und Geschwistern zusammenzuleben – das ist ein Erzählstoff, der allen Generationen etwas bietet. Nach Peter Kubes Inszenierung des „Satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunschs“ von Michael Ende, die extrem auf Knall- und Lichteffekte setzte, wird das Repertoire des Jugendtheaters mit „Marnie fliegt“ um ein Stück erweitert, das eine ganz andere Erzählweise erfahrbar macht. „Ruhig, realistisch und sehr poetisch wird hier aus der Sicht eines Mädchens eine Geschichte erzählt“, so Kerstin Kusch.

Marnie hat wie jede Heranwachsende mit der Erkenntnis zu kämpfen, dass ihre Familienmitglieder nicht perfekt sind und nicht in vorgefertigte Rollenklischees passen. Aber ob man deshalb gleich zum Mars fliegen muss, um dort oben alleine zu sein, oder ob die Familie, so unperfekt sie sein mag, vielleicht doch und gerade deshalb etwas sehr Wertvolles ist – das muss sie für sich herausfinden. „Das ist wie wenn man sich eine Muschel ans Ohr hält und sich wünscht, das Meeresrauschen zu hören. Aber nach einer Weile hört man nur noch, dass man sich das wünscht“, erkennt Marnie.

Untermalt wird das Stück von einer Musik, die sich mit der Handlung entwickelt und jedem Familienmitglied seinen ganz eigenen Klang verleiht. Marcel Schmidt komponierte sie eigens für diese Inszenierung. Linda Huke

„Marnie fliegt“, Premiere am 20. September um 10 Uhr in der Reithalle des Hans Otto Theaters, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 20 Euro, ermäßigt 14 Euro, für Schüler und Studenten 7,50 Euro. Das Stückt dauert eine Stunde. Empfohlen ab 6 Jahren.

Linda Huke

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