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Kultur: Bang Bang

Franziska Melzer begeistert im „nachtboulevard“

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Bei dieser Stimme hört man genau hin. Schon im Theater. Wie im „Don Juan“ oder bei „Chanson d’amour“, aktuelle Inszenierungen im Hans Otto Theater. Tritt die Schauspielerin Franziska Melzer an den Bühnenrand und singt beispielsweise ihre Version des Beatlessongs „Eleanor Rigby“, ist das Publikum gebannt.

Ihre kraftvolle Stimme berührt und, unterstützt von ihrem schauspielerischen Talent, gelingen Franziska Melzer überzeugende Interpretationen bekannter Lieder.

So viel Können fordert einen größeren Rahmen und so ist es nicht verwunderlich, dass die junge Frau am vergangenen Freitagabend wieder auf der Bühne steht, um in der Reihe „nachtboulevard“ des Hans Otto Theaters ein eigenes Konzert zu geben. Nicht ihr erstes, wie sie danach kurz erzählt, aber vielleicht das erste in Sachen Rock und Pop, denn normalerweise probiert sich Franziska Melzer eher im Jazz.

Ihr Begleiter an der Gitarre, Marc Eisenschink, hat sich das Gitarrespielen selbst beigebracht und spielte fünf Jahre in der Band „Rosenstolz“. Er ist auch bei „Chanson d’amour“ dabei. Seit Februar haben die beiden immer wieder sporadisch für ihren Auftritt geprobt. Viel Zeit blieb dafür nicht, denn Franziska Melzer ist vor allem durch ihre schauspielerische Arbeit gebunden.

Trotz allem gelingt die Zusammenarbeit und auf dem Programm des Abends stehen Songs der vergangenen Jahrzehnte, denen Franziska Melzer mit ihrer Stimme, die von rauchig über soulig bis jazzig viele Facetten hat, ein neues Gewand verpasst.

So bekommt ihr „Toxic“ von Britney Spears, die sie sehr verehrt, ein etwas langsameres Tempo und eine laszivere Note. Dem Song „You cut her hair“ von Tom McRae nimmt der Gitarrist die Längen, macht ihn klarer und Franziska Melzer unterstützt mit ihrer Stimme den melancholischen Ton.

Das macht Spaß und die musikalische Bandbreite, die von The Cure über Cat Stevens bis zu Patti Smith reicht, tut ihr Übriges. Das Publikum ist begeistert von „Bang Bang“, diesem Hit mit James-Bond-Charakter, der dem Abend auch seinen Titel leiht, und bei „Redondo Beach“ von Patti Smith gibt es anerkennende Pfiffe und langen Applaus. Der Song scheint der Schauspielerin wie auf den Leib geschneidert. Sie gibt ihm eine etwas verruchte Note, bleibt ein wenig ironisch, übertreibt und spielt.

Spielt so gut, das man gern über die etwas hölzerne Kommunikation zwischen den beiden Musikern hinweg sieht, denen man ihre Unsicherheit anmerkt, die sie bei diesem überzeugenden Programm gar nicht nötig hätten. Das ist allerdings so knapp gestrickt, dass nur eine Zugabe eingeplant ist. Als das Publikum schließlich einen weiteren Nachschlag einfordert, muss Franziska Melzer einen Song aus dem Programm wiederholen. Sie entscheidet sich für „Redondo Beach“ und schafft es, jetzt losgelöst von aller Unsicherheit, den Rausschmeißersong gleichzeitig zum Höhepunkt des Abends zu machen. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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