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Kultur: Banges Warten

„Mondscheintarif“ auf dem Theaterschiff

Stand:

Sind sie tatsächlich so beschwerlich, die Stufen in den (Liebes)Himmel? Voll des Wartens, des Unverständnisses und der Selbstzweifel? Dies jedenfalls suggeriert das Stück „Mondscheintarif“, das am Donnerstag auf dem Theaterschiff Premiere feierte und mit der Anfangsmelodie von „Stairway to Heaven“ eingeleitet wurde.

Als Vorlage diente der erfolgreiche Roman der Bestsellerautorin Ildiko von Kürthy, die von Britta Focht und Neidhardt Nordmann bearbeitet und als Monolog für die Bühne konzipiert wurde. Die Inszenierung, für die sich die junge Agentur und Theatergruppe „Die Company“ verantwortlich zeigt, besetzte, unter der Regie von Constanze Jungnickel, die Rolle der Cora Hübsch mit der noch unbekannten Isabelle Liere. Und setzte so auf die Kombination von ausgefeiltem Sprachwitz seitens der Autorin und dem jugendlichen Charme der Schauspielerin.

Die amüsanten Wortspielereien, die überbordende Situationskomik und das hilflose Augenklimpern der jungen Darstellerin bestimmten den Abend beinahe vom ersten Moment an. Denn der Anfang geriet tatsächlich etwas unsicher und diese Unsicherheit, die vor allem dann entstand, wenn Isabelle Liere gleichzeitig handeln und sprechen sollte, würde während des gesamten Stückes immer mal wieder auftreten und war sicher ihrer Unerfahrenheit geschuldet. Doch weder diese, noch an mancher Stelle arg übertriebenen Spielweise, das anfänglich irritierend einstudierte und an ein Hörbuch erinnernde Monologisieren oder die mit fortschreitendem Verlauf etwas störende sekundenlange Dunkelheit in Kombination mit einer weiblichen Zeitansage, die das zähe Voranschreiten des Abends während des Wartens symbolisieren sollte, konnten dem Spaßfaktor der Inszenierung tatsächlich etwas anhaben.

Die Geschichte der jungen Frau, die sich verliebt und nach der ersten Nacht mit dem so angehimmelten Daniel Hofmann vergeblich auf dessen Anruf wartet, ist, trotz einer gewissen Tragik ob der scheinbar unerwiderten Liebe, vor allem unglaublich komisch. Es war nicht verwunderlich, dass auch die Frauen im ausverkauften Saal des Schiffes schallend lachten, scheinbar vergessend, dass auch sie sicher einmal dermaßen verzweifelt auf den Anruf eines Mannes gewartet hatten. Glücklicherweise stellte sich im Verlauf des Stückes heraus, dass Dani-Schatz und seine falsche Carmen, die Cora fälschlicherweise für ihre Konkurrentin hält, nur Freunde sind und die verheulten, mit Kettenrauchen und Rotweintrinken verbrachten Stunden auf der Couch haben ein Ende, als Cora alle Ratgebertipps beiseite lässt und den so lange erwarteten Anruf schließlich selbst in die Hand nimmt.

Da war man versucht, ihr zuzurufen, dass der Spruch „Willst du gelten, mach dich selten“ hiermit nun offiziell widerlegt ist und gönnte ihr von Herzen das „Meine Liebste“, das der Traummann ihr zur Belohnung durchs Telefon flüsterte. Der Liebeshimmel öffnete also seine Tore und das Publikum überschüttete die sichtlich gerührte und erleichterte Isabelle Liere und alle Mitwirkenden dankbar mit Applaus.Andrea Schneider

Andrea Schneider

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