Kultur: Barock gemalte Klänge
Benefizkonzert I: In der Friedenskirche
Stand:
Es hat mittlerweile Tradition, dass die Potsdamer Lions und Rotary Clubs, der Leo Club und Soroptimist International im August in die Friedenskirche Sanssouci zu einem Konzert laden, dessen Erlöse sie Potsdamer sozialen Institutionen zur Verfügung stellen. Das nunmehr 6. Benefizkonzert fand zugunsten des Familienzentrums Schlaatz des Diakonischen Werkes statt. Ein sommerlich-leichtes Kammerkonzert, das vom Leipziger Ensemble barock a.c.c.u.u.t. als der „Rheinsberger Hofkapelle 2001“ gestaltet und durch die kurzweilige Moderation von Ulrike Liedtke in angenehm-unterhaltsamer Weise begleitet wurde.
Unter dem Motto „Die süße Sommerzeit“ erklangen musikalische Naturbilder barocker Komponisten, und hatte man auf dem Weg zum Konzert noch den Vögeln im Park gelauscht, so bekamen diese nun ernst zu nehmende Konkurrenz. Das titelgebende Stück für Blockflöte solo stammt aus der Feder des weithin gerühmten Flöten-Improvisators Jacob van Eyck und gehört in dessen Sammlung „Der Fluyten Lusthof“. Dem blind geborenen Ausnahmemusiker wurde 1649 das Gehalt unter der Bedingung erhöht, dass er die Spaziergänger auf dem Utrechter Klosterhof mit dem Klang seines Flötleins erfreue. Wie beeindruckend dies gewesen sein muss, konnte man erahnen, als Antje Sehnert aus dem unscheinbaren Liedthema mit klar intoniertem Ton anspruchsvollste Variationen zauberte.
Der erste Vertreter der gefiedert-singenden Zunft war dann der Kuckuck, mit großer Freude an Imitation und assoziativem Klangbild gezeichnet im Jahr 1676 durch Johann Jacob Walter. Hier erklang der typische Ruf in halsbrecherischen Doppelgriffen und Tonkaskaden auf der barocken Violine, die Erik Sieglerschmidt eindrucksvoll bemeisterte, wenngleich das Scherzhaft-Augenzwinkernde dieser Miniatur ein wenig mehr expressive Frechheit nach ornithologischem Vorbild vertragen hätte. Hatte hier Gerd Amelung am Cembalo wenig mehr als harmonische Stützen zu liefern, so zeigte er in François Couperins Charakterminiatur „Papillons“ und mit Coelestin Harsts „Der große Sturm“, dass er sein Instrument ausgenommen gut beherrscht. Die vollakkordisch grollenden Donner und in Arpeggien über die Tastatur fliegenden Blitze, durchaus in der Komposition auf größtmöglichen Effekt bedacht, lösten sich schließlich in den 6/8-Takt einer ariosen Schlusspassage auf.
Es folgte Telemanns Trio für Violine, Oboe und Basso continuo aus den „Essercizi Musici“, in dem Markus Müller, Oboe, und Erik Sieglerschmidt, Violine, in sensiblem Zusammenspiel schöne melodische Bögen entstehen ließen. Mit Heinrich Ignaz Franz Bibers „Sonata representativa“ präsentierte man gleich eine ganze Schar von Tieren: Nachtigall bezauberte, Kuckuck schrie, Frosch quakte und mauzte eindrucksvoll die Katze, lösten Hahn und Henne Heiterkeit aus und durfte letztlich die Wachtel nicht fehlen. Biber war einer der größten Violinvirtuosen überhaupt. Insofern sind seine Kompositionen ambitionierte Projekte heutiger Violinisten und stellen eine besondere Herausforderung dar, die von Erik Sieglerschmidt eine angemessene Interpretation erfuhren.
Die musikalische Klammer des Konzerts bildeten zwei Werke von Johann Gottlieb Janitsch, einem der wichtigsten Musiker der Friderizianischen Hofkapelle, dessen Geburtstag sich 2008 zum 300. Mal jährt. Die beiden Quadro für Altblockflöte, Oboe, Violine und Basso continuo gestalteten den sommerlich-leichten Einstieg wie Ausklang des Abends und gaben dem Ensemble – hier sei am barocken Cello noch Isolde Winter als feinfühlige Begleiterin genannt – Gelegenheit einen angenehmen Gesamtklang zu entwickeln. Christina Siegfried
Christina Siegfried
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