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Kultur: „Base of Bach“

Konzert in der Dorfkirche in Wildenbruch

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Wie man sich den ästhetisch so reizvollen Ansatz „jazz, bach & more“ vorzustellen hat, war schon im ersten Stück, einer Bearbeitung des Contrapunctus I aus Bachs „Kunst der Fuge“, zu hören. Sie zog bei einem Konzert in der Dorfkirche Wildenbruch ihre improvisationsreiche Spannung aus dem Kontrast zwischen der leicht jazzig aufgelegten Orgel und dem traditionellen Stil eines französischen Flügelhorns, das die Melodiestimme dieses Registers aus dem Kompositionsblock gleichsam herausbricht und eigenständig weiterführt. Die Klaviatur begnügt sich nun mit dem Begleitpart. Bis dahin aber rangen langsam-rhythmische Bass-Läufe dunkler Tönung mit der alerten, kontrapunktisch geführten Gegenstimme in den lebhaftesten Kräften.

Mochte Daniel Schmahl seinen Anteil scheinbar mit spannungsvoller Ruhe geben, so schwang auch bei ihm stets etwas „Modernes“ mit. Das zweite Stück, „Quied Place“ von Michael Carmichael, behauptete solche Ruhe genauso, wobei dieses schöne Werk für Trompete und Orgel mehrmals forte gegen forte, piano gegen piano setzt. Beifall erstmals für Bachs Partita B-Dur BWV 825, so lebendig dargestellt, als wäre sie erst gestern entstanden. Viel Frische in Allemande und Courante, die einander recht ähnelten, zwei kunstreiche Menuetts, die finale Gigue wirkte etwas gehetzt, Temperamentssache. Und wie!

Johannes Gebhardt stellte drei eigene Kompositionen vor, alle „base of Bach“: Aus dem Orgelsolo „Song for B.“ glaubte man seine inneren Kämpfe zwischen Tradition und Moderne herauszuhören. Vom Kopfmotiv aus Bachs „Dorischer“ umrahmt, erzählt „Concerto for us“ (Trompete und Orgel) eine große Geschichte in jazzigen modern-classic-Farben, wozu auch die lyrische „Ballade“ im Zentrum gehört. Am Ende verhallt der Anfangsgrund lange im Raum.

Das gleichfalls jazzig angelegte „Jesus Groove“ endlich, absichtsvoll vor das finale Stück gesetzt, versteht sich als Fragment. Es ist ein unruhiges, dissonanzenreiches Werk mit retardierenden Orgelläufen, kräftigen Trompetenparts und vielen Pausen, gut für meditierende Christen geeignet.

Viel Schönes auch noch zuvor: Georg Böhms prächtige Choralpartita für Orgel, und das kunstvolle, sich in seiner Wirkung addierende Concerto in e-Moll für Corno da caccia und Orgel von Bachs Zeitgenossen Benedetto Marcello. Alles Bach, alles gut? Wer so liebevoll-behutsam mit seinem Meister umgeht, verdient höchstes Lob.Gerold Paul

Gerold Paul

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