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Kultur: Bassbummsig und streichergrell Wiener Symphoniker starteten Schlössernacht

Ja, wo denn nun? Während „Potsdamtourismus“ das Konzert am Vorabend der Potsdamer Schlössernacht unterhalb der Jubiläumsterrassen verortete, hatten sich die Zeitungen auf den Platz zwischen Neuem Palais und Communs geeinigt.

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Ja, wo denn nun? Während „Potsdamtourismus“ das Konzert am Vorabend der Potsdamer Schlössernacht unterhalb der Jubiläumsterrassen verortete, hatten sich die Zeitungen auf den Platz zwischen Neuem Palais und Communs geeinigt. Bingo! Wer spielen würde? Die einen verkündeten die Wiener Philharmoniker, die anderen die Wiener Symphoniker. Was letztlich auch zutraf. Langsam füllte sich das Areal für erwartete 5000 Klassikfans. Wie es sich für ein Event gehört, war für das leibliche Wohl gesorgt. Historisch herausgeputzte Damen flanierten, Wiesenlagerer picknickten auf weichem Boden

Ein „musikalisches Highlight unterm Sternenzelt“ kündigte Moderatorin Ines Land von Antenne Brandenburg aufdringlich an. Nicht jedem gefiel’s. Dann hatten die Wiener Symphoniker unter der Leitung des Norwegers Eivind Gullberg, Chefdirigent der ndr-Radiophilharmonie Hannover, das Sagen. Allerdings über technische Verstärkungsumwege, wie es bei Open-Airs leider üblich ist. Beidseitig der Bühne, die im Halbrund der sanierten Kolonnaden aufgestellt war, hingen die Boxen. Aus ihnen tönte es plärrig, glanzlos, bassbummsig. Doch solchen Klang hat Mozarts einleitend gespielte Ouvertüre zur „Hochzeit des Figaro“ wahrlich nicht verdient. Anstatt luftig, leicht, elegant und spritzig zu erklingen, hört sich die Musik wie aus einer Blechbüchse an – womit die Potsdamer ja einst hinlänglich ungute Erfahrungen sammeln konnten.

Wo das weiträumige Schwingen, Atmen und Wispern des Mozartschen Geistes blieb? Natürlich auf der Strecke. Vom Klangcharme des Wiener Konzertorchesters teilte sich leider nur wenig mit. Die Tontechnik macht’s möglich, dass man den Eindruck gewinnt, die Musiker schrummsten den Begleitpart von Mozarts „Harfenkonzert“ preußisch unsensibel, uninspiriert und lustlos vom Notenblatt. Das Opus entpuppt sich als eine Bearbeitung von des Meisters F-Dur-Klavierkonzert KV 459, die Starharfenist Xavier de Maistre sich zu eigenem Nutz als ein weiteres Spiel-Stück für sein spärliches Repertoire zurechtgebogen hat. Der künstlerisch-ästhetische Mehrwert dieses Verfahrens tendiert gegen Null. Trotz seiner harten, kräftigen, klavieristisch anmutenden Zupfereien, die gelegentlich der Harfe geben, was ihr gebührt – einschmeichelnde Arpeggien –, bleibt nach dem Gebotenen dennoch ein fader Beigeschmack. Es ist schon ein Unterschied, ob eine Saite mit dem Hämmerchen angeschlagen oder per Finger angerissen wird. Mozart wusste schon, warum er das Pianoforte sich zu seinem inspirierenden Medium erwählt hatte, die Harfe jedoch verschmähte.

Dünnblütig und ohne Körper entströmte Beethovens Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 den Boxen, bei deren Wiedergabe der Dirigent allerdings keine gestalterische Ambitionen zu haben schien. Er gab zwar präzise Einsätze, mehr jedoch nicht. Spannungslos erfolgte der Übergang von der langsamen Einleitung ins pralle Klangleben der beginnenden „Apotheose des Tanzes“ (Wagner). Spröde bis grell klang das Tutti im Forte, der langsame Satz breit und langweilig. Kurzum: Auch hier war die Seele der Musik durch die Tontechnik abhandengekommen. Zwei Zugaben und Musikhäppchen zur Feuerwerksunterstützung rundeten die wenig überzeugende Klangnacht ab. Peter Buske

Peter Buske

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