Kultur: Baumwolle und Bollywood
Potsdamer Crossoverkonzert im Nikolaisaal: „Weltgewänder“
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Potsdamer Crossoverkonzert im Nikolaisaal: „Weltgewänder“ Von Babette Kaiserkern Modenschau im Nikolaisaal – erst wenige Tage zuvor waren die Kleiderkollektionen aus New Delhi eingetroffen. Was dabei herauskommt, wenn junge indische Designer mit Stoffen aus Asien, Afrika und Südamerika Kleider gestalten, war iin Potsdams Konzerthaus zu sehen. Mit dem Projekt „Weltgewänder“ setzt die Welthungerhilfe buntgewebte Zeichen in einer globalisierten Welt, in der regionale Besonderheiten mehr und mehr in größeren Rahmen auf- oder untergehen. Dafür eröffnen sich grenzüberschreitende interkulturelle Dialoge. In der Musik ist die Vermischung von Stilrichtungen aus aller Welt schon lange üblich. Beispielhaft dafür sind die Eska Mtungwazi Band und die Bollywood Brass Band aus London, die beide erstmals im Nikolaisaal auftraten. Eska Mtungwazi, eine junge Sängerin, Pianistin und Komponistin und ihre Band passen in keine musikalische Schublade und erobern das Publikum dennoch im Nu. Ihr Sound aus elektrischer Gitarre, Bassgitarre, Schlagzeug, Violine und Klavier lässt sich als Mischung aus Rhythm and Blues, Jazz und Rock beschreiben. Auch die Musiker stehen für eine multikulturelle Mischung aus alter und neuer Welt, aus Afrika und Europa. Leider war die Wiedergabe nicht optimal, mal kamen das Klavier und die Stimme nicht rüber, dann wieder ertrank alles in einem halligen, wenig differenzierten Klangbrei. Noch ohrenbetäubender klang die Bollywood Brass Band. Seit rund zehn Jahren spielt die Band trommelgesättigte Blasmusik, wie sie auf indischen Hochzeiten, Straßenfesten und in Bollywood-Filmen zu hören ist. Brass Bands entstanden in Indien im Zug der englischen Kolonisation, als indische Musiker begannen, mit europäischen Instrumenten in Militär- und Schulbands zu spielen. Bollywood steht für die sehr erfolgreiche indische Filmindustrie mit ihren stundenlangen Schmachtfetzen, bei denen ausführlich getanzt, gesungen und musiziert wird. Auch die 1992 in London gegründete Bollywood Brass Band hat viele Hits aus dem Filmgenre in ihrem Repertoire. Bei ihnen dominiert – etwas anders als in indischen Bands – Sopransaxophon, Posaune und Sousaphon, ein riesiges rundes Blechblasinstrument. Es wird von einer Dame gespielt, wie auch die Mehrzahl der anderen Bläser. Mit der rein männlich besetzten Trommelabteilung aus zwei indischen Dhols, Schlagzeug und Basstrommeln produziert die Bollywood Brass Band entfesselte, rhythmisch angetriebene Klangausbrüche. Dazu stampfen und hüpfen die in weite schwarze Hosen mit roten Schärpen gekleideten Musiker im Takt bis die Bommeln am Sousaphon wippen. Filmausschnitte aus Bollywoodopern wie „Hochzeit im Himmel“ ergänzen das heftige Spektakel. Vierzehn Models in Idealmaßen zeigten bunte, tragbare Modelle. Baumwollstoffe in kräftigen Farben mit Streifen- und Karomustern wurden freizügig miteinander kombiniert und bildeten ein abwechslungsreiches Defilee von Hosen, Anzügen, Röcken, Kleidern und Kostümen. Zwei bildhübsche Models sorgten mit kleinen Tanzeinlagen im indischen Stil für zusätzliche Reize. Zum Abschluss fanden alle Musiker und Models zu einem multikulturellen Tanz- und Klangfest auf der Bühne zusammen.
Babette Kaiserkern
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