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Ausrichtung: Jana Feiler beim Aufbau ihrer Arbeiten.

© Andreas Klaer

Kultur: „Beide“

Die Künstlerinnen Jana Feiler und Annette Paul stellen in der Galerie „Guelden“ ihre Bilder aus

Stand:

Man erkennt sofort, dass in dieser Ausstellung zwei Künstler am Werk waren. Unterschiedlicher könnten die Arbeiten kaum sein. Und trotzdem heißt die Ausstellung „Beide“. So unterschiedlich ihre Kunst auch ist, in der Galerie wird sie in einem Raum vereint und die Bilder stehen in einer spannenden Beziehung zueinander. Das ist den Künstlerinnen Annette Paul und Jana Feiler wichtig: Die Bilder müssen am richtigen Platz hängen, sodass der Raum eine gemeinsame Geschichte erzählt.

Gerade weil die Bilder so im Kontrast stehen, schärft es den Blick für die Bilder der jeweils anderen. Man müsse die Kunst des Partners natürlich verstehen und mögen. Dies sei die entscheidende Voraussetzung, um gemeinsam in den Dialog treten zu können und zusammen zu arbeiten, so die Künstlerinnen. Jana Feiler, studierte Bühnen- und Kostümbildnerin, liebt das Konkrete und doch scheinen die Motive auf ihren Bildern etwas Flüchtiges, Spielerisches zu haben. Sie möchte hinter die Dinge schauen, das Unsichtbare sichtbar machen. Und vor allem geht es ihr um Schönheit in den Bildern. Schönheit, die sie als eine Lebendigkeit versteht, die mit einem reichen Farbkanon unterstrichen wird.

Ganz im Gegensatz zu den Bildern von Annette Paul. Ihre auf weißem Hintergrund mit Bleistift gezeichneten Bilder tragen eher das Zeichenhafte, das Symbolische in sich. Sie hat nicht diesen Anspruch an das Schönsein. Annette Paul sieht ihre Arbeit eher als intellektuelle Kunst, als Methodik. Und sie empfindet es als entlastend, dass das auch so sein darf. Denn die „schönen Bilder“ übernehme zum Glück Jana.

Kennengelernt haben sich die beiden Künstlerinnen in der Stiftung der Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci und merkten recht schnell, dass sie gut in ihrer Arbeit harmonieren. Sie empfanden es vorher immer als Defizit, alleine arbeiten und ausstellen zu müssen. In dieser zweiten, gemeinsamen Ausstellung inspiriere man sich gegenseitig und die Sichtweisen würden erweitert. Jana Feiler möchte mit ihren Bildern ausdrücken, dass sie sich gegen ein „entweder oder“ entschieden hat und ein „sowohl als auch“, in dem mehrere Dinge nebeneinander Berechtigung haben, als Konfliktlösung sieht. Der Titel unterstreiche dies, in dem er ungesagt betont: „Annette und Jana zusammen. Das geht.“ Und darüber hinaus entsteht noch etwas Neues, eine dritte Instanz sozusagen. Bei Annette Paul steht der gezeichnete Gedanke, eine Idee, die sie in die Gesellschaft bringen will, im Vordergrund. Das Entstehen des Bildes dauert, wenn die Idee erst einmal ausgereift ist, dann nicht mehr lange. Und so fertigt sie auch während des Gesprächs mit beiden Händen eine Bleistiftzeichnung an. Das ist das besondere an den meisten ihrer Bilder in der Ausstellung: Sie malt sie mit beiden Händen. Die Künstlerin will damit die Unfähigkeit der linken Hand, die eine Demut in ihr auslöst, zeigen. Das Unzulängliche steht neben dem Stolz auf das gute Gelingen mit der rechten Hand. Stolz und Demut fließen in das Bild zusammen.

Bis kurz vor der Vernissage waren sich die Frauen über die Anordnung der Bilder und welche Bilder überhaupt gezeigt werden, noch nicht ganz im Klaren. Überhaupt, betont Jana Feiler, sei es das erste Mal, dass sie so gemeinsam über ihre Bilder und den Entstehungsprozess sprechen, denn eigentlich bedarf es nicht vieler Worte, um sich und ihre Kunst zu verstehen.

Neben den Zeichnungen gibt es von Annette Paul auch kleine Kunstwerke in Streichholzschachteln zu betrachten. Filigran ausgestanzte Pappfiguren stehen in diesen Schachteln, die bunt ausgekleidet sind. Auch in ihnen wird über das Thema Stolz erzählt: so in einer nackten „Eva-Figur“, winzig klein. Und noch etwas ist außergewöhnlich. Annette Paul arbeitet in der Ausstellung mit Spiegeln. Jeder Besucher bekommt einen in die Hand und kann so ganz neue Spiegelbilder entdecken. Rechts und Links verschwimmen ineinander, so wie ihre Linienführung mit beiden Händen. So konträr Links und Rechts, so unterschiedlich sind auch die Bilder der beiden. Und doch gehen sie Hand in Hand. Anna-Maria Kunath

Die Ausstellung „Beide“ von Annette Paul und Jana Feiler ist bis 1. April, jeweils sonntags von 14.30 bis 18 Uhr in der Carl-von-Ossietzky-Straße 28 zu sehen

Anna-Maria Kunath

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