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Kultur: Belcanto pur

Donizettis Requiem mit der Singakademie Potsdam im Nikolaisaal

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Der Opernkomponist Gaetano Donizetti war nach dem Tod Vincenzo Bellinis lange Zeit der regierende Fürst im Reich der elegischen Arien und der stürmischen Ensemble-Stücke, der Koloraturen und der romantischen Melodien. Zumindest einen Operntouch hat denn auch das Requiem des „Liebestrank“-Schöpfers. Anders als die Totenmesse des Kollegen Verdi ist Donizettis d-Moll-Werk von 1835 ein eher seltener Gast in unserem Konzertbetrieb. Jetzt konnte man die Rarität im Nikolaisaal erleben.

Depression und Düsterheit müssen nicht zwingend das Resultat des Todes sein, sondern überwältigende Glaubenshoffnung. Das machte Donizetti in seinem Requiem deutlich. Der Komponist komponierte sein Werk anlässlich des Todes seines Kollegen Vincenzo Bellini im Jahre 1835. Doch die erste Aufführung ist erst aus dem Jahr 1870 bezeugt.

Es ist höchst erfreulich, dass die Singakademie Potsdam gemeinsam mit den fabelhaft spielenden Brandenburger Symphonikern das mehr als einstündige Werk im Nikolaisaal vorstellte. Singakademie-Chef Edgar Hykel überließ seinem langjährigen und verdienstvollen Vorgänger Horst Müller, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feierte, hierbei das Dirigentenpult.

Mit seinem meisterhaften Umgang mit der Wirkung musikalischer Formen und Instrumentierung schaffte Donizetti insgesamt ein ausbalanciertes Spannungsfeld. Man wähnte sich oftmals in einer konzertanten Opernaufführung. Beispielsweise im Larghetto des „Judex ergo“ oder bei „Ingemisco“, auch im „Offertorio“ mit seinem wiegenden 6/8-Takt in einer tanzähnlichen Passage. Alles Belcanto pur. Müller legte Chor und Orchester zumeist ausladend romantisch an. Doch auch die Transparenz in den lyrischen Momenten kam nicht zu kurz. Nach nervösen Anfangsschwierigkeiten und einigen Temposchwankungen innerhalb eines Satzes intonierte der Sinfonische Chor zunehmend sicherer, fand er zu einer schönen Geschlossenheit mit einem weichen und gefälligen Klang, zu einem impulsierenden Singen. Die Brandenburger Symphoniker wussten mit ihrem agilen und tonschönen Spiel wieder trefflich zu überzeugen. Mit der Sopranistin Christine Wolff, der Altistin Tatjana Sotin, dem Tenor Manfred Wulfert sowie den Bässen Thomas Wittig und Tobias Hagge erhielt die Aufführung besonderes musikalisches Format.

Vor der Pause besaß das Konzert mit Händels „Zadok the priest“, einer lautstarken Hymne zur Krönung Georgs II. von Großbritannien, mit Ausschnitten aus den Oratorien „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn eher einen Potpourri-Charakter. Die musizierten Piecen nahm man anlässlich der diesjährigen Gedenktage der Komponisten ins Programm auf. Doch es gibt von Mendelssohn übersichtlich kurze Psalmvertonungen und von Haydn kleine Messen, die man gut und gern hätte musizieren können.

Edgar Hykel dirigierte Singakademie und Symphoniker etwas nervös, hektisch und wenig inspirierend. Jedoch Christine Wolff konnte mit der Arie „Jerusalem! Die du tötest die Propheten“ aus „Paulus“ dem ersten Teil stimmlichen und gestalterischen Glanz verleihen. Klaus Büstrin

Klaus Büstrin D

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