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Kultur: Belebende Botschaft in St. Nikolai Letzte „PassionsPredigt“ mit Hans-Ulrich Schulz

Was einst im Zeichen des Kreuzes geschah, ist unsere eigene Geschichte, wir alle kommen darin vor, predigte Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz am Sonntag von der Kanzel in die vollbesetzte Kirche St. Nikolai hinab.

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Was einst im Zeichen des Kreuzes geschah, ist unsere eigene Geschichte, wir alle kommen darin vor, predigte Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz am Sonntag von der Kanzel in die vollbesetzte Kirche St. Nikolai hinab. Neben ihm stand eine Holzskulptur mit eingeschnitztem Kreuz, der Potsdamer Architekt und Bildhauer Albert Gimsa schuf sie dereinst. Palmarum – Beginn der Karwoche – letzte Potsdamer PassionsPredigt vor dem Oster-Ereignis.

Der stadtbekannte Knickebocker-Träger hatte dem ehrwürdigen Pfarrer Schulz einst in der Friedenskirche den feierlichsten aller Riten verhagelt. Laut und vernehmlich sagte er zu ihm: Schauen Sie mich gefälligst an, wenn Sie mir das Abendmahl geben!

Mit den sechs PassionsPredigten wollte das Stadtkirchenpfarramt der mehr als dreihundertköpfigen Sonntags-Gemeinde „LebensWorte“ für die Karwoche und darüber hinaus mitgeben.

Die von Schulz gehören wohl fortan dazu, Bibelworte nach Matthäus Kapitel 27 ebenfalls, auch Kirchenlieder, Vertonungen von Johann Sebastian Bach und Hugo Wolf, aber auch Gedichtetes von Rolf Heinrich und Uwe Seidel. Markus Schütte und Klaus Büstrin teilten sich Liturgie und Rezitation. Der Tenor Joachim Buhrmann sang die Solopartien, Nikolaikantor Björn O. Wiede begleitete die Vesper vom Flügel und der Orgel aus, spielte auch eigene Improvisationen: vertonte Lebensworte.

Den Hauptpart gab natürlich Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz: Ob Heide, ob Glaubender – alle Menschen stehen in der Passionszeit unter dem Zeichen des Kreuzes, und wie unter den Jüngern Jesu Raufbolde, Feiglinge und Karrieristen waren, so kommen „auch wir“ in der Passionsgeschichte vor. Schulz rief dazu auf, die Zeit vor Ostern nicht nur leidend und klagend zu begehen, sondern zu tun, wie „sein Lehrmeister“ Alfred Gimsa, der öffentlich „Aufhören!“ schrie, als Anfang dieses Jahrhunderts auf dem Balkan wieder ein Töten begann. „Endet der Täter-Opfer-Kreislauf, dieses zwanghafte Handeln, denn nie? Warum küssen sich Frieden und Gerechtigkeit nicht, so sie doch zusammengehören?", so fragte er. Haben die Christen etwa ihren Frieden gemacht mit der Ungerechtigkeit in der Welt, im Schmusekurs mit der Macht?

Andererseits könne man die Osterbotschaft „nicht einfach zur schönen Literatur legen“, man müsse durch sie doch irgendetwas spüren, Zuspruch oder Widerstand, wie bei der Bergpredigt auch. Oft aber rege sich gar nichts. Hier war der lutherische Kampfgeist wieder, die belebende Botschaft jenseits des „Meeres von Tränen“, dies war Leidenschaft und Wollen, Leben genannt, denn Gott ist kein Gott der Toten. Schulz brachte der Gemeinde also genau jene Gefühle zurück, die unter der Trauer um den Tod Jesu meistens ersticken. Gerold Paul

Gerold PaulD

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