Kultur: Besser fragen als zu viel verraten Tini Anlauff las „Schnurr mir das Lied vom Tod“
Mit leicht durchnässten Haaren und dem immer neugierigen Blick einer Schriftstellerin rauscht die Potsdamer Autorin Christine Anlauff herein: „Ich bin nicht zu spät, ich habe noch drei Minuten!“, sagt sie und setzt damit den Stimmungsmaßstab des Abends fest: Familiär ging es zu, als sie am Donnerstag in der Buchhandlung Viktoriagarten in der Geschwister-Scholl-Straße aus ihrem aktuellen Katzenkrimi „Schnurr mir das Lied vom Tod“ vorlas.
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Mit leicht durchnässten Haaren und dem immer neugierigen Blick einer Schriftstellerin rauscht die Potsdamer Autorin Christine Anlauff herein: „Ich bin nicht zu spät, ich habe noch drei Minuten!“, sagt sie und setzt damit den Stimmungsmaßstab des Abends fest: Familiär ging es zu, als sie am Donnerstag in der Buchhandlung Viktoriagarten in der Geschwister-Scholl-Straße aus ihrem aktuellen Katzenkrimi „Schnurr mir das Lied vom Tod“ vorlas. Familiär und ohne eine Spur von hochtrabendem Autorenernst.
Das Buch, erzählte Anlauff, bevor sie loslegte, habe sie auch schon in München vorgestellt – sich auf die Lesung in Potsdam aber doch viel mehr gefreut. „Hier kann man einfach auch nicht so viel falsch machen“, sagte sie augenzwinkernd. „Die Hälfte der Zuhörer sind Verwandte, die mögen einen so oder so noch danach.“
Und dann ging es mitten hinein in die bunte Kriminalgeschichte rund um Kater Serrano und den Kommissar Liebermann: Durch einen anonymen Anruf erfährt der Kommissar von einem angeblichen Mord. Laut dem Unbekannten soll die Leiche in der Lennéstraße in Potsdam-West zu finden sein. Tatsächlich entdecken die Ermittler dort einen Toten – der als Schneemann getarnt ist und erst mal vorsichtig freigelegt werden muss. Schnell ist klar, dass es sich bei dem Verstorbenen um den stadtbekannten „Kapuzenmann“ handelt. Doch ob es wirklich Mord war und wer im Fall der Fälle dahintersteckt, sind ganz andere Fragen, die Liebermann und seinem vierbeinigem Kollegen einige Kopfschmerzen bereiten.
Frech, pointiert und mit vielen lokalen Anspielungen entwickelt Anlauff in „Schnurr mir das Lied vom Tod“ eine Kriminalgeschichte, die vor allem durch den lockeren, aber präzisen Sprachstil der Autorin besticht. Klar und bissig fließen ihre sozialen Beobachtungen mit in den Text ein und hauchen somit vor allem den Hauptfiguren eine sympathische Glaubhaftigkeit ein. Anders als Titel und Cover vielleicht vermuten lassen, handelt es sich bei dem Roman tatsächlich um witzige, intelligente Literatur, die nicht nur Potsdam-Kennern amüsanten, kurzweiligen Lesespaß bringen kann.
Gut gelaunt war auch das Publikum, das auf den Text mit mehr als nur einem Lacher reagierte. Und das, obwohl die Autorin nach eigenen Angaben nur die „langweiligen Passagen“ vorlesen konnte. „Sonst verrate ich ja schon alles und dann braucht es keiner mehr lesen“, so Anlauff. In einer kleinen Lesepause konnten die Zuhörer dann ihre Aufmerksamkeit unter Beweis stellen: Die Autorin hatte ein Quiz mit allerhand kniffligen Fragen rund um die Katzenwelt vorbereitet. Dabei lernte man nicht nur, dass Katzen nichts Süßes schmecken können, sondern auch, dass – ist doch logisch – der Plural von „Franziska“ gleich „Franzisken“ ist. Wissenszuwachs in allen Bereichen also.
Nach der Lesung bedankte sich Anlauff noch bei allen Testlesern ihres Krimis – für sie mit die wichtigsten Kritiker. „Die Erstfassungen sind nicht immer so schön zum Lesen, dementsprechend ehrlich sind dann auch die Kommentare“, sagte sie. Der härteste Kommentar: „Ich wusste schon auf Seite zehn, wer der Mörder ist, habe aber bis zum Schluss nicht verstanden, warum.“ Da musste sie dann noch mal ran. Solche harten Worte fielen am Donnerstagabend nicht. Im Gegenteil: Eine Dame, die weder die Vorgängerromane „Katzengold“ und „Katzenmond“ kannte noch eine Katzenfreundin war, zeigte sich so begeistert, dass Anlauff daraufhin etwas irritiert – und schon wieder im Beobachtungsmodus – fragte: „Wie, Sie kannten die anderen Romane nicht und mögen keine Katzen? Wie sind Sie dann überhaupt bei dieser Lesung gelandet?“ Sarah Kugler
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