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Kultur: Bevor die Party richtig losgeht

Jaya the Cat im Waschhaus

Stand:

Spielen Drummer tatsächlich so oft mit freiem Oberkörper? Die Frage, die sich bereits einige Wochen zuvor bei einem Konzert stellte, drängt sich am Mittwochabend während des Konzerts der niederländischen Reggae-Ska-Punkband Yaya The Cat im Waschhaus erneut auf. Drummer David „The Germ“ Germain erscheint ohne Shirt, seine Bandkollegen in tiefsitzenden Hosen, mit Wollmütze, Cap, Turnschuhen oder Flip Flops, allesamt allerdings mit Oberbekleidung – wild bedruckter sogar!

Sänger Geoff Lagadec, bereits angegraut, ordentlich tätowiert und mit verwegenem Vollbart, vervollständigt sein Outfit noch durch eine sportlich-schwarze Sonnenbrille. Eine Kostprobe seiner durch Alkohol und exzessivem Singen angerauten Stimme bekommt man bereits vor dem Konzert aus dem Backstagebereich. Live und mit der richtigen Ölung – Bier und später noch härterer Stoff – steigert Lagadec noch deren Intensität und vervollständigt einen musikalischen Auftritt, der aus Attitüde, einem etwas lässigen Lebensgefühl und ordentlich lauter Musik besteht, die nicht anspruchsvoll oder kleinteilig, dafür aber kraftvoll ist.

Die Front bilden Gitarrist Jordi Newcastle, Jan Jaap „Jay“ Onverwagt und der Sänger selbst. Eine Einheit bildend, singen sie im Trio und spielen die gleichen Akkorde, die oft schnell, wütend und rockig sind und nur durch das Keyboard ausgebremst werden können, das für die Reaggeauntermalung sorgt. Der Drummer spielt irgendwo dazwischen und ist vor allem dann gefragt, wenn ein besonders energetischer Song den passenden Abschluss braucht.

„Hello Hangover“, „Mistake“, „El Camino“, „Thank you Reggae“ – das kleine Publikum kennt die Band, die den lockeren Amsterdamer Lebensstil zelebriert und deren Musik vor allem für Skate- und Surfvideos besonders gut funktioniert. Der Fan singt mit, schwingt Bierflaschen in Richtung der Band und zelebriert den Skatanzschritt: Ellenbogen an den Oberkörper, Hand zur lockeren Faust geballt, weiches Hüpfen vom linken auf den rechten Fuß, hin und her und hin und her.

Noch mehr Stimmung wäre sicherlich in etwas anderer Umgebung. Strand, Meer, Sonne, jede Menge Surfer, von der Sonne erschöpft und in Feierlaune.

Aber vielleicht verlagert sich das ja noch auf später. Sänger Geoff Lagadec kündigt an, dass er nach Ende des Konzerts am Ufer der Havel dafür sorgen wird, dass es ihm am nächsten Morgen so richtig schlecht geht. Die nötigen Substanzen dafür erfragt er schon mal frech im Publikum. Vielleicht konnte der ein oder andere ja tatsächlich weiterhelfen und vielleicht ging die Party ja später erst so richtig los. Die entsprechende Aufwärmphase im Waschhaus war ja schon ganz ordentlich. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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