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Die Vielfalt im Angebot. Neben dem Finnen Kimmo Pohjonen und dem Proton String Quartett (o.) werden in der Saison 2009/10 unter anderem die Violinistin Julia Fischer (l.), der Sänger und Jazzgitarrist Torsten Goods und die Cellistin Sol Gabetta erwartet.

© promo

Von Dirk Becker: Bewährt in die zehnte Spielzeit

Das Saisonheft 2009/10 des Nikolaisaals liegt vor - Ein Programm, das Entscheidungen schwer macht

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Sie haben Sammlerwert und Nostalgiecharakter, die Saisonhefte des Nikolaisaals Potsdam. Sammlerwert, weil man jedes Jahr im Juni, wenn ein neues Heft erscheint, ein kleines Kunstwerk, mal verpackt wie ein Geschenk, mal mit samtenem Überzug und löchrig wie ein Käse, in den Händen hält. Nostalgiecharakter, weil das spätere Blättern Erinnerungen an frühere Konzerte wachruft. Aber sie können einen auch zur Verzweiflung bringen. Das aktuelle Heft zur Saison 2009/2010, der mittlerweile zehnten im neuen Nikolaisaal, das am gestrigen Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde, macht da keine Ausnahme.

Allein 13 Konzertreihen mit über 70 Veranstaltungen bietet die Musikfestspiele Sanssouci und Nikolaisaal gGmbH zum Teil zusammen mit der Kammerakademie Potsdam von diesem August bis Ende Mai des kommenden Jahres an. Und schon ein erstes Blättern im neuen Heft genügt um festzustellen, dass die Qualität der Veranstaltungen auch der Quantität entspricht, und den passionierten Konzertgänger bei der Auswahl vor Verzweiflung darüber, welche Veranstaltung er besuchen, auf welche er verzichten kann, die Haare raufen lässt.

Die Sinfoniekonzerte, Klassik am Sonntag, Black & White, The Voice in Concert oder die Crossoverkonzerte – auch in der zehnten Saison setzt das Team um Nikolaisaal-Geschäftsführerin Andrea Palent auf bewährte Konzepte und bewährte Namen. So wird die bekannte Violinistin Julia Fischer, fast schon Stammgast im Nikolaisaal, zum Saisonauftakt am Freitag, dem 28. August, zusammen mit der Kammerakademie Mozart und Schubert spielen. Dabei wird sie nicht nur auf ihrem Hausinstrument, der Geige, sondern auch auf dem Klavier zu erleben sein. Im September wird die Cellistin Sol Gabetta erwartet, im Oktober die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager, im Dezember der Schauspieler Bruno Ganz, der unter anderem Trakl und Kafka liest.

Das Freiburger Barockorchester kommt und die Pianisten Boris Berezovsky und Joachim Kühn mit seinem Berlin-Trio. Die Jazzsängerin Esther Kaiser und der „gemütliche Schlagerveteran“ Bill Ramsey, wie es im Saisonheft heißt, der zusammen mit der BigBand der Deutschen Oper Berlin zu seinen Jazzwurzeln zurückkehren möchte. Und auch der Finne Kimmo Pohjonen, der sein Akkordeon mit einer Herzhaftigkeit traktiert, dass einem beim Zuhören vor Wonne die Tränen kommen.

Die Besucherzahlen geben Andrea Palent recht mit ihrem abwechslungsreichen Programm. Im vergangenen Jahr haben rund 26 800 Besucher die Veranstaltungen der Musikfestspiele Sanssouci und Nikolaisaal gGmbH besucht, was einer Auslastung von 89 Prozent entspreche. „Von 35 Eigenveranstaltungen waren 18 ausverkauft“, sagte Andrea Palent.

Auch wenn das Budget begrenzt ist, will sich das Nikolaisaal-Team nicht nur auf die bewährten Konzertreihen beschränken. So ist am Sonntag, dem 30. August, „Die große Science-Fiction-Gala“ geplant, an der auch Potsdamer Wissenschaftler beteiligt sind.

Die Kammerakademie Potsdam will in der kommenden Saison neben den Sinfonie-, Kammer und Schlosskonzerten mit „KAP Modern“ und „Klappe zu – Ohren auf! Das kleine Sinfoniekonzert für Kinder“ zwei Formate weiter ausbauen, die zum Teil schon jetzt äußerst erfolgreich laufen. „Die Kinder- und Jugendarbeit gehört seit Jahren zur Kammerakademie und der Zuspruch zeigt uns, wie wichtig das ist“, sagte Geschäftsführerin Frauke Roth. Mit „KAP Modern“ sollen dem Potsdamer Publikum die nicht immer einfachen Werke zeitgenössischer Komponisten nähergebracht werden. „Schon jetzt haben wir eine kleine Fangemeinde von 80 Gästen, die fast jedes Konzert dieser Reihe besucht“, so Frauke Roth.

Das zehnjährige Jubiläum des neuen Nikolaissaals soll dann im August 2010 gefeiert werden. Mit der tierischen Gestaltung des aktuellen Saisonheftes greift das Nikolaisaal-Team diesem Jubiläum schon ein wenig vor. Rudy Ricciotti, Architekt des neugestalteten Nikolaisaals, hatte das Zebra zum Maskottchen des Veranstaltungshauses gemacht und das bekannte Streifenmuster an der Decke im Probensaal verewigt. „Jedes Zebra trägt ein einmaliges Muster. Ricciotti wünschte uns, dass wir mit unserem Programm auch ein solches einmaliges Muster schaffen“, sagte Andrea Palent. Das Zebra, das nun das Saisonheft durchwandert, zeigt, dass dies dem Nikolaisaal gelungen ist.

Das Saisonheft 2009/10 ist im Nikolaisaal, Wilhelm-Staab-Straße 10/11 erhältlich oder kann bestellt werden unter www.nikolaisaal.de

Dirk Becker

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