Kultur: Bilder von kalten Landschaften Uwe Langmanns Fotografieausstellung
Am Horizont stehen Bäume, Häuser, ein Leuchtturm. Schwarz ist der Himmel, doch von diesen Objekten geht ein milchig weißes Licht aus, das das Dunkel erhellt.
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Am Horizont stehen Bäume, Häuser, ein Leuchtturm. Schwarz ist der Himmel, doch von diesen Objekten geht ein milchig weißes Licht aus, das das Dunkel erhellt. Es ist kaum zu definieren, ob Tag oder Nacht ist. Auf einer anderen Fotografie steht ein betagter Baum am Rand einer Landstraße, über die der Schnee weht. Die Straße führt fast bis zum Horizont – und hört dann plötzlich auf. Oft fotografiert Uwe Langmann auch Seen und das Meer. Unendlich weit scheint sich das Wasser auf der Bildfläche jedes Mal auszudehnen, während Reihen von Holzpfählen, Stege oder Brücken tiefe Fluchten in die Bilder hinein bilden. Eine Atmosphäre der Ruhe geht von Langmanns Schwarz-Weiß-Fotografien aus – und von unendlich viel Zeit.
„Zeit|Räume“ ist auch der Titel von Uwe Langmanns Ausstellung, die derzeit im Foyer des Treffpunkts Freizeit zu sehen ist.
Wirklich eintauchen in die fotografierte Welt kann der Betrachter aber nicht. Langmanns Arbeiten zeichnen sich durch starke Kontraste aus: Bäume werden zu schwarzen Silhouetten, das Meer ist glatt und weiß, eine Straße pechschwarz. Starke Schattenverläufe rahmen die Fotografien von oben und von unten ein. Doch anstatt die Motive wirklich so weit zu abstrahieren, dass sie dem Betrachter Raum für eigene Assoziationen bieten, rückt Langmann niemals von der Realität ab. Er zeigt, was auch ohne Fotografie zu sehen ist – aber in Schwarz-Weiß, mit dem Computer überarbeitet. Sehr künstlich wirken seine Fotografien dadurch und die Schattenspiele sehr gewollt.
Heraus sticht in der Ausstellung ein großformatiger Abzug, der die Bronzeskulptur eines nackten Mannes zeigt. Sie ist von völlig glattem Wasser umgeben, im Hintergrund verschwindet das Ufer in weißem Nebel. Der Bronzemann verweilt hockend und streckt die Arme aus, wie um etwas aus dem Wasser zu heben. Was, das kann der Betrachter aber nicht erkennen. Zu verschwommen ist das Objekt. Oder ist es doch nur der Schatten der Skulptur? Dieses Foto ist eines der wenigen in der Ausstellung, die wirklich zum Nachdenken anregen und die dem Ausstellungsbesucher erlauben, in der Betrachtung zu versinken.
„Sich Zeit nehmen“ – diese Handlung wird beim Betrachten von Langmanns Fotografien schon in gewisser Weise spürbar. Eine wirklich tiefgreifende Annäherung an den Ausstellungstitel leisten seine Arbeiten aber trotzdem nicht. Nicht ein einziges Lebewesen fand den Weg in Langmanns Fotografien. Seine Bilder zeigen eine kalte Welt, die völlig verlassen ist. Dabei sind es doch die Menschen, die die Zeit überhaupt erst erfanden.
Auch ist Langmanns Motivauswahl nicht die originellste. Beleuchtete Straßenfluchten der Hamburger Speicherstadt, Landstraßen und Felder – das fotografiert heutzutage jeder Hobbyfotograf. Was aber kommt hinter dem Horizont? Was kann man dort sehen, wo niemand hinschaut? Diese Frage scheint sich Langmann bei seiner Arbeit nicht zu stellen. Seine Fotos könnten in Wohnzimmern hängen – und niemand würde sich an ihnen stören. Linda Huke
„Zeit|Räume“ ist noch bis zum 7. Juni im Foyer des Treffpunkts Freizeit, Am Neuen Garten 64, zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 21.30 Uhr. Eintritt ist frei
Linda Huke
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