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Kultur: Bilder zu Büchern

Rainer Ehrts Ausstellung „BücherBilder & SchreiberKöpfe“ in der Stadt- und Landesbibliothek

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Ohne Fleiß kein Preuß. Der Kleinmachnower Künstler Rainer Ehrt ist zwar kein Geborener dieser Klasse, hier aber schon seit 1984 wahl- und ehrenhalber zu Hause. Bereits jetzt wird er als Maler, Grafiker, Cartoonist, Buchillustrator und Bildhauer in den Annalen geführt, sicher zu Recht, denn er ist nicht nur fleißig, sondern auch meist richtig gut. Besonders im Preußenjahr 2012 war er einer der wenigen, die sich durch Witz und Sarkasmus der Verklärung Friedrichs II. entzogen. Mit der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek verbindet ihn viel, wie oft hat er hier schon ausgestellt, wie viele seiner Künstlerbücher präsentiert. Doch weil er wirklich ganz fleißig ist, hat er genau hier schon wieder nachgelegt. Diesmal verbindet er mit der Foyer-Ausstellung „BücherBilder & SchreiberKöpfe“ zwei seiner Vorlieben, das bildnerische Schaffen und die Liebe zu den Büchern. Auf einer großen, ganz klug und wunderbar gestalteten Stellwand findet man alles, was Rang und Namen oder sonst etwas zu sagen hatte im Reich des geschriebenen Wortes und einen ganzen Zitatenschatz dazu, etwa von Kafka: „Ich glaube, man sollte nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen.“

Rainer Ehrt ist einer, der sein Handwerk ernst und wörtlich nimmt, der es in all seinen Facetten beherrscht, besonders im Bereich Grafik. Beim legendären Treffen von Ringelnatz mit Asta Nielsen auf Hiddensee benutzt er Grafit und Farbstift, Büchners Porträt mit Schädelschrauber ist ein mit Tuschen gefertigtes Aquarell, das Geburtstagsblatt für Günter Grass eine Radierung, die mit Aquatinta ausgeführt ist. „Schule der Aufklärung“, darin all diese fortschrittlichen Geister im Rudel anzutreffen sind, trägt die Bezeichnung „Offset nach Tusche, Acrylzeichnung“. Ehrt, der gebürtige Elbingeroder des Jahrgangs 1960, ist auch ein trefflicher Porträtist, egal wie er Goethe und Christiane, Bettina von Arnim, Ludwig Börne, Heinrich Heine und all die anderen dann weiterverarbeitet. Das geschieht ja, typisch Ehrt, sowieso fast nie ohne Abstand und Biss, dafür mit ausgeprägter Liebe zum Detail. Eine kleine Cartoon-Abteilung zeigt, wie ein Buch stets neue Bücher austreibt, eine Lese-Insel im Büchermeer oder eine Leseratte mit kleinem Lese-Rättchen. Auch Don Quijote und Sancho Pansa sieht man nur lesend reiten.

Bücher müssen geschrieben, Bücher können bebildert werden. Ein Grundsatz wie keiner! Also wird Kafkas „Schloß“ von einer Maschine beherrscht, Heine in Paris ist ein Gruppenbild aller bekannter Geistesgrößen dort, Mark Twain hat das Buch auf dem Kopf, das ihm als Fledermaus davonfliegt. Der Kleinmachnower Impulsgeber kann gar nicht genug davon kriegen, was ja manchmal auch Satire meint: Wie schön dreht Goethe doch die Augen auf dem Bücherhaldenberg. Einzige Bedingung: den Schreiberköpfen zu glauben. Doch wie heißt es im Foyer beim Aphoristen Lichtenberg, des Kleinmachnowers Bruder im Geiste: „Künstler haben gewöhnlich die Meinung von uns, die wir von ihren Werken haben.“ Vorsicht also mit dem Ruhm der Namen.

Ein Wort noch zur Präsentation: Die von dem fleißigen Preußen sehr originell gestaltete Stellwand gibt nicht nur den Halt für die Radierungen, Bilder. Sie ist auch mit Skizzen und Zitaten bespickt, mehr als ein noch so belesener Freund der Kultur sofort zu erfassen vermag. Selbst in der untersten Ecke noch ein Kafka-Zitat, auf Theseus fußend. Eine künstlerische wie ausstellungstechnische Meisterleistung. So, jetzt sind Leser und Betrachter gefragt. Dazu noch einmal Georg Christoph Lichtenberg, mit allem Verlaub: „Ein Buch ist ein Spiegel. Wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel herausgucken!“ Gerold Paul

Die Ausstellung „BücherBilder & SchreiberKöpfe“ ist in der Stadt- und Landesbibliothek, Am Kanal 47, noch bis zum 16. Januar montags 15-19, dienstags bis freitags 10-19, und samstags 10-16, geöffnet

Gerold Paul

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