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Kultur: Bildgeschichten einer Stadt

Nachlass aus der Potsdamer Hoffotografenfamilie Eichgrün durch Förderverein an Potsdam Museum übergeben

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Peter Hermann will sich nicht festlegen. Für ihn zeigt jedes der 200 Negative etwas Besonderes. Keines der Bilder möchte er in den Vordergrund stellen. „Man kann zu jedem eine ganz eigene Geschichte erzählen“, sagt er.

Vor einem Monat hat Peter Hermann, im Potsdam Museum verantwortlich für den fotografischen Bestand, 200 originale Glasplattennegative aus dem Nachlass der Potsdamer Hoffotografenfamilie Ernst und Walter Eichgrün von Braunschweig zurück nach Potsdam geholt. Am Freitag übergab Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins Potsdam Museum e.V., offiziell diese Schenkung an das Museum. Wie schon Ende vergangenen Jahres, als der Förderverein den ersten Teil von 1500 Glasplattennegativen an das Potsdam Museum übergab, haben auch dieses Mal die Vereinsmitglieder das Geld gesammelt und sind dabei großzügig durch den Potsdamer Unternehmer Rico Bigelmann unterstützt worden.

Mit der zweiten Schenkung ist der fotografische Nachlass der Potsdamer Hoffotografenfamilie Ernst und Walter Eichgrün wieder fast vollständig in der Landeshauptstadt zusammengeführt. „Bis auf kleine Teile, die sich in privater Hand befinden und den Teilen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden“, sagt Hermann. Die 200 neuen, unterschiedlich großen Glasplattennegative wurden von den beiden Fotografen Eichgrün zwischen den Jahren 1890 und 1940 aufgenommen und von Gisela Spilleke-Eichgrün, Tochter und Enkelin der Fotografen, an den Verein verkauft. Rico Bigelmann, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur „Brille und Bauch“ unterstützte das Museum mit seiner Spende schon zum zweiten Mal. Im vergangenen Jahr hatte er sich an den Kosten für die Restauration eines Gemäldes beteiligt.

„In unseren Beständen befinden sich auch 850 Negative der früheren Messbildanstalt und 6000 Negative aus der Staatlichen Lichtbildanstalt. Doch die zeigen fast nur die Architektur Potsdams“, so Hermann. Das Besondere an den Fotografien der Familie Grünberg sei, dass sie die königliche Hohenzollernfamilie im Alltag, das Militär in Potsdam, aber auch die Bürger der Stadt zeigen. Gerade das mache sie so einzigartig und wertvoll. Hinzu komme, dass sich unter den 200 Negativen Detailaufnahmen aus dem Inneren der zerstörten Garnisonkirche befinden und der dort aufgehängten historischen Regimentsfahnen.

„Die ersten 100 Negative haben wir schon gesichtet, gescannt und dann in säurefreiem Papier für eine entsprechende Lagerung in unseren Depots verpackt“, sagte Hermann. Im Oktober, anlässlich des 150. Geburtstages von Ernst Eichgrün, ist eine Ausstellung unter dem Titel „Neues aus dem Atelier Eichgrün“ geplant. Bis zu 150 Aufnahmen sollen dann gezeigt werden.

Am zukünftigen Standort für das Potsdam Museum, im Alten Rathaus am Alten Markt, sollen Bilder aus dem Atelier Eichgrün einen dauerhaften Ausstellungsplatz bekommen, wie Hannes Wittenberg, Leiter des Museums, erklärte. „Denn diese Fotografien haben für die Stadtgeschichte eine enorme Bedeutung“, sagte Wittenberg. Dirk Becker

Dirk Becker

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