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Kultur: Bill Ramsey beim Jazzfest: Garantiert ohne Mimi Swing, Jazz, Blues mit der Deutschen Oper-BigBand

Als Berufsbezeichnung gibt er gern ein wenig selbstironisch „Schlager-Veteran“ an. Wobei nur das mit dem „Veteran“ – zumindest dem Alter nach – wirklich stimmt, die Sache mit dem „Schlager“ aber so einfach nicht ist.

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Als Berufsbezeichnung gibt er gern ein wenig selbstironisch „Schlager-Veteran“ an. Wobei nur das mit dem „Veteran“ – zumindest dem Alter nach – wirklich stimmt, die Sache mit dem „Schlager“ aber so einfach nicht ist. Mit seinen 78 Jahren hätte sich Bill Ramsey jedenfalls ein bisschen Ruhe durchaus verdient. Doch der Wahl-Hamburger kann nicht anders: Er braucht die Musik und sein Publikum. Das kennt ihn noch immer vor allem als den lustigen Schlagersänger mit dem unverkennbar amerikanischen Akzent und dem großkarierten Jackett, der mit Titeln wie „Schokoladeneisverkäufer“, „Pigalle“ oder „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ in den 60er Jahren populär wurde. Erstaunlicherweise ist jedoch nur wenigen bekannt, dass der so gemütlich und harmlos wirkende Bill tief in seinem Inneren ein Jazzer vom alten Schlage ist. Als solcher wird er sich nun auch gemeinsam mit der BigBand der Deutschen Oper Berlin im Nikolaisaal präsentieren und seiner lebenslang gehegten Leidenschaft für Swing, Jazz und Blues ausgiebig frönen.

„Die häufigste Frage, die mir Journalisten stellen, ist: ‚Wie kamen Sie dazu, von Schlager auf Jazz umzuwechseln?’“, erzählt Bill Ramsey. „Dabei müsste die Frage umgekehrt lauten: ‚Wie sind Sie vom Jazz zum Schlager gekommen?’“ Schon als Kind hörte der 1931 in Cincinnati, Ohio geborene Bill Ramsey Swing-Platten. In den 40er Jahren dann die ersten künstlerischen Gehversuche als Sänger und Pianist, der sich auf den Spuren seiner Vorbilder Jimmy Rushing, Louis Jordan, Fats Waller u.v.a. bewegte. 1949 begann er an der YALE Universität Soziologie und Volkswirtschaft zu studieren, doch „nebenberuflich“ war er noch immer Hobbysänger in einer Tanzband und zählte nun auch Nat „King“ Cole und Ella Fitzgerald zu seinen großen Idolen. Dass ihm ausgerechnet letztere einige Jahre später das schönste Kompliment über seine Stimme machen würde, hätte der angehende singende Volkswirt sich indes nicht träumen lassen. „Es war 1953, und ich war inzwischen als Chef-Produzent beim amerikanischen Militärsender AFN in Frankfurt tätig“, erinnert sich Ramsey. „Wir hatten gerade ein JAZZ AT THE PHILHARMONIC Konzert aufgenommen und saßen danach u.a. mit Ella Fitzgerald beisammen. Nachdem mich meine Kollegen regelrecht gezwungen hatten, ihr etwas vorzusingen, drehte sich Ella zu meinem Chef um und sagte: ‚All you got to do is close your eyes.’ Für sie war ich – zumindest akustisch – ein schwarzer Sänger.“ Das war Ermutigung genug, als Sänger und Entertainer die deutschen Jazzkeller in den 50er Jahren unsicher zu machen. Erst später erweiterte er sein Repertoire in Richtung Schlager, begann Kindersendungen zu produzieren und sich als Fernseh- und Radio-Moderator einen Namen zu machen. Doch die Liebe zum Jazz blieb unverändert. Noch heute kann man seine markante Stimme immer freitags um 19.30 Uhr auf HR2 hören. Nicht nur dann, sondern auch bei seinem Potsdamer Konzert heißt es: „Swingtime mit Bill Ramsey“. Astrid Weidauer

12. September, 20 Uhr, Großer Saal: Stars international

Astrid Weidauer

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