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Kultur: Blam! Blam!

Comic-Kreuzritter Christian Gasser im T-Werk

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Wussten Sie schon, wie Spiderman auf Schwedisch genannt wird? Oder auf welchen Namen der gute Batman bei unseren nordischen Freunden in Finnland hört? Nein? All das war am Dienstagabend von dem Schweizer Comic Kreuzritter Christian Gasser zu erfahren, der im T-Werk sein neuestes Werk „Blam! Blam! Und du bist tot“ vorstellte.

Bewaffnet mit tanzenden Fingerpuppen, einem schelmischen Lächeln und einem CD- Player, aus dem immer wieder Original-Filmmusik hervorsprudelte, machte sich der literarische Vortragsreisende an seine missionarische Tätigkeit im Zeichen der bunten Welt der Superhelden. Es ging darum, den schlechten Ruf der Comics in Deutschland gehörig aufzupolieren. Um den wenigen Zuschauern die jungfräuliche Skepsis hinsichtlich des ungewöhnlichen Themas zu nehmen, stellt der Autor gleich zu Beginn die Gretchenfrage: „Warum liest man als Erwachsener eigentlich Comics“?

Passend dazu liefert er die Geschichte von Corto Maltese, dem Kapitän ohne Schiff, der seine Abenteuer am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts zu bestehen hat. Dieser verträumte, nihilistische und unberechenbare Held liefert Stoff zum Träumen und bietet reichlich Identifikationspotenzial. Und so sind auch Christian Gasser und sein geliebter Corto Maltese zusammen durch persönliche Krisen, durch Scheidung und Unglück gegangen. Ja sogar äußerlich bemerkt der Comic-Narr eine schleichende Metamorphose. Ganz klar, Christian Gasser wird seinem Idol immer ähnlicher.

In anderen Geschichten des Schweizers wird Batman zum Vaterersatz und Spiderman zur Lebenshilfe. Da verwundert es auch nicht, dass der Autor mit Passion dem Innenleben von Charlie Brown nachspürt oder frappierende Entdeckungen über die mannigfaltigen Übersetzungen von französischen Comics präsentiert.Würde Gasser mit seinem liebenswerten Schweizer Akzent dabei nicht immer so entwaffnend charmant wirken, könnte man ihn schnell für leicht verrückt erklären. Eingefleischte Fans des Genres sind mit den Erzählungen dieses Besessenen sicherlich an der richtigen Adresse.

Für Leser mit weniger Vorbildung ist der Zugang weitaus mühseliger. Am Ende verpufft der Witz und der Inhalt gestaltet sich all zu oft als abgedroschen. Das Publikum verabschiedet Gasser daher nach einer guten Stunde eher mit verhaltenem Applaus. Philipp Kühl

Philipp Kühl

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