Kultur: Blödsinn pur
Helge Schneider und Co im Volkspark
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Und zwischendurch immer wieder die Frage: Warum lache ich da überhaupt?
Das war ein Abend des herrlichsten Dummschwätz, der hanebüchensten Possen und der plattesten Plattitüden. Da tanzte und sang sich ein erwachsener Mann über zwei Stunden in einer Art und Weise vor hunderten Besuchern über die Bühne im Volkspark, wie es sich die meisten von uns nicht einmal allein in ihrem Keller trauen würden. Doch Helge Schneider ist der ungeschlagene Meister in dieser Kunstform von Nonsens und Klamauk, dieses Sich-zum-Affen-machen und alles und jeden durch den Kakao ziehen. „Wullewupp Kartoffelsupp?“ hat Helge Schneider das Programm seiner aktuellen Bühnenshow überschrieben, mit der er am Dienstag Station in Potsdam machte.
Sein Sprachklamauk und Wortnonsens findet allein schon in diesem Titel die perfekte Entsprechung. Verstehen muss man das nicht. Sich einfach nur darauf einlassen! Das ist bei einem Abend mit der selbst ernannten „singenden Herrentorte“ immer noch das Beste. Auch wenn man oft genug den Kopf schütteln muss über das, was Schneider und seine Begleiter dabei an Showeinlagen abliefern.
Zuerst einmal die obligatorischen Beleidigungen und Erniedrigungen seiner älteren Musiker und vor allem seines Teekochs namens Bodo. Dazu die Tanzeinlagen von Sergej Gleithman, den Schneider als „einfühlsamen Stimmungstänzer“ verkauft. Doch was Gleithman sich dort abturnte, wirkte eher wie eine Mischung aus alternativem Befreiungstanz und Mir-kneift-die-Unterhose. Dazu bekannte Lieder wie „Telefonmann“ „Fitze Fitze Fatze“ oder „Meisenmann“, sein grandiose Techno- und HipHop-Parodie „Ich drück die Maus“ oder „Spanische Gitarre“. Dann furchterregendes Gestümper auf der Trompete und dem Saxofon, wobei wir ja wissen, dass der begnadete Multiinstrumentalist Helge Schneider das besser kann.
Helge Schneider tut den ganzen Abend so, als hätte er gar kein Konzept. Aber gerade das ist ja sein Konzept. Und wenn dann Sergej Gleithman für seine nächste Tanzperformance vom Stuhl aufspringt und plötzlich seine viel zu enge Hose verliert, erkennt man erst am haltlosen Lachen Schneiders selbst, dass das jetzt nicht geplant war. Vielleicht liegt gerade darin das Geheimnis von Helge Schneider: Er überspannt permanent den Bogen. Das mit unübertroffener Leidenschaft und überbordendem Pathos. Und je plumper seine Show, umso subtiler die Anspielungen. Vielleicht lachen wir darum so herzhaft über ihn, wobei wir uns gleichzeitig fragen, warum uns solcher Blödsinn so amüsiert. Dirk Becker
Dirk Becker
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