Kultur: Blues im Blut
Abschiedskonzert von East Blues Experience
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Abschiedskonzert von East Blues Experience Fast scheint es, als wäre Peter Müller, Frontmann von East Blues Experience, mit seiner Gitarre verwachsen. Nicht ein Mal, während des knapp dreistündigen Konzertes im Potsdamer Lindenpark, nimmt er sie ab oder gibt sie aus der Hand. Auch zwischen den Ansagen kreischt und singt sie dazwischen, als wenn sie ein mysteriöses Eigenleben führe. Und was in den Songs zwischen der 6-Saiter und ihrem Meister passiert, dürfte der Grund sein, warum tausende Fans in Deutschland und auch international East Blues Experience Respekt und Anerkennung entgegenbringen. Sie alle verbindet die Liebe zum Blues. Mal rockig treibend, mal ruhig fließend. Einen Querschnitt durch fast 15 Jahre „EBE“ präsentiert die Vierer-Band dem Potsdamer Publikum. Keine Sekunde benötigt Müller, um auf der Bühne auf Betriebstemperatur zu kommen. Mit einem krachenden Instrumental startet die Band in ihren Blues-Marathon. Wie eine Harley auf Hochtouren röhrt die Gitarre. Die Rhythmusgruppe mit Ronny Dehn am Schlagzeug und Rainer Engelmann am Bass rattert perfekt. Müller tritt immer wieder in musikalischen Dialog mit Gitarrist Axel Merseburger. Die Unterhaltung der Instrumente wirkt hypnotisierend. Minutenlang schreien sich die Gitarren im Frage-Antwort-Stil an, um am Ende im gemeinsamen Solo fulminant zu schließen. Mitreißend und furios schmettern EBE ihren Set runter. Gespickt wird ihr Auftritt mit Coverversionen von Jimi Hendrix („Crosstown Traffic“) bis Stevie Wonder („You haven“t done nothing“). Erst zum Ende des Gigs geht Müller kurz auf die nahende Auflösung der Band ein: „Wir sehn uns wieder! Is“ ja nu“ keiner gestorben.“ Eine sentimentale Rede hätte auch nicht zu ihm gepasst. Offizieller Grund der Trennung ist, dass der Frontmann neue musikalische Wege gehen möchte. Sehen wir das Rocktier also demnächst an der Harfe? Eher unwahrscheinlich. Wer einmal vom Blues-Fieber ergriffen wurde, erfährt so schnell keine Heilung. Das sehen auch die Fans so und schreien East Blues Experience immer wieder zurück auf die Bühne. Ein letztes Mal springt Müller durch die Oktaven, die seine sechs Saiten hergeben. Das Publikum tanzt und singt begeistert mit. Am Ende beweist die Band mit „A prayer“, dass sie auch zarte Saiten anschlagen kann. Also doch die Harfe?C. Henkel
C. Henkel
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