Kultur: Blumenkinder

Wer sich auf die Freifläche vor dem Waschhaus in der Schiffbauergasse stellt und auf die breite Betonfläche schaut, dem fällt es schwer zu glauben, dass hier Blumen wachsen können. Doch es reicht, sich einfach nur umzudrehen und in den kleinen Saal zu gehen.

Heute Abend zum Beispiel, wenn Caterina Barbieri auf der Bühne steht und vielleicht „Shoot!“ singt. Das stuppende Spiel auf der Akustikgitarre und dann der Refrain: „They tell you fight! / They tell you shoot! / Shoot, shoot, shoot.“ Auch wenn das nach militärischem Drill klingt, wenn Caterina Barbieri alias Missin Cat diese Zeilen singt, fast schon haucht, fangen Wiesen voller Blumen an zu blühen. Es ist das simpelste Singer/Songwriter-Strickmuster, dessen sich die in Berlin lebende Italienerin für ihre Lieder bedient. Die Wirkung dieser Einfachheit aus Akkorden, geschlagen oder gezupft, und dem klaren, verträumten, oft vor sich hinschwebenden Gesang ist verblüffend. Da genügt ein Lied wie „Shoot!“, das so leicht daherkommt mit seinem schweren Anti-Kriegs-Textinhalt. Mit einer Friedensbotschaft, die das Ohr unaufringlich umschmeichelt und dabei leuchtet wie eine kleine Blume.

Zusammen mit Missin Cat kommen Lisa Who um die Sängerin Lisa Nicklisch ins Waschhaus. Wie die Italienerin Caterina Barbieri ist Lisa Nicklisch gesanglich eine charmante Leisetreterin. Mit kecker Naivität singt sie sich durch „Klopf, Klopf“, „Film“ oder „Ecken & Kanten“. Dazu knurrt zufrieden der Bass, poltert zurückhaltend der Synthesizer und gibt sich liebvoll verspielt die E-Gitarre. Solche musikalsischen Blumenwiesen blühen am schönsten in einer entspannten Atmosphäre. Dass die dann auch im Waschhaus herrschen wird, dafür werden Missin Cat und Lisa Who mit Sicherheit sorgen. Dirk Becker

Missin Cat und Lisa Who spielen am heutigen Samstag, ab 21 Uhr im Waschhaus, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 10 Euro

Dirk Becker