Kultur: Bravorufe Kammermusikensemble „Arpeggiato“ in Manege
Wenn es Kammermusiker wagen, an einem Dienstagvormittag um 11 Uhr zu einem Konzert einzuladen, müssen sie sich ihrer Fan-Gemeinde und ihrer Qualitäten schon sehr sicher sein. Beides war beim gestrigen Konzert des Ensembles „Arpeggiato“ im schönen Saal der Manege am Neuen Markt der Fall.
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Wenn es Kammermusiker wagen, an einem Dienstagvormittag um 11 Uhr zu einem Konzert einzuladen, müssen sie sich ihrer Fan-Gemeinde und ihrer Qualitäten schon sehr sicher sein. Beides war beim gestrigen Konzert des Ensembles „Arpeggiato“ im schönen Saal der Manege am Neuen Markt der Fall.
Die Musiker, sämtlich Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, die in Potsdam leben, boten ein Programm, das von Vivaldi, über Mozart und Scarlatti bis zu Johann Strauß und jüdischer Folklore reichte. Und diese Vielfalt boten sie „ohne Fehl und Tadel“, mit mitreißender Freude, wie es Vollblutmusikern eigen ist. Zuerst dominierte Barockmusik. Passend dazu waren die Herren Aleksandr Babenko (Geige), Mikhail Ganewskiy (Cello), Sviatoslav Zhuk (Kontrabass), Mikahail Zhukov (Schlagzeug) und Gast-Flötist Leonid Grudin in elegante klassische Kostüme gewandet. Von der Sohle bis zum Scheitel: Lackschuhe, weiße Kniestrümpfe, Frack mit Goldknöpfen, gelbe Weste und weißen Rüschen. Eine adäquate Bekleidung für die Damen Olga Babenko (Violine) und Zoryana Babyuk (Harfe) hatte die Design-Manufaktur Brandenburg zum gestrigen Auftritt noch nicht fertig – aber dieser lebte ohnehin nicht von den Kostümen, sondern vom musikalischen Zusammenspiel. Letzteres war auch beim Rondo für Glocken und Quintett von Mozart zu bewundern: Schlagzeuger Zhukow liefert mit seinem Yamaha-Glockenspiel ein phantastisches Teamwork mit Harfe und Streichern.
Im zweiten Teil, dem „volkstümlichen“, traten die Musiker wieder im konventionellen Musiker-Outfit auf. Die zierliche Gast-Sängerin Alisa Kravzova brillierte bei der Arie Adele aus Strauß“ Fledermaus mit warmem und gleichzeitig kraftvollem Sopran und das kleine Orchester lief zur vollen Form beim argentinischen Tango-König Astor Piazzola auf. Bravorufe. Zum Abschluss dann die „Jüdische Rhapsodie“ von Olga Babenko, eine Hommage an jüdische Folklore, die sich bis zur Ekstase steigerte. Der Zuhörer vermeinte die (nicht vorhandene Klarinette) zu hören. Aber auch Piazzolas Tango funktionierte ja ohne Bandoneon.
„Arpeggiato“ wurde mit dem gestrigen Konzert aus dem „Lotsendienst der Stadt Potsdam“ entlassen. Unter dem Schirm des brandenburgischen Weiterbildungsinstituts „Biaw“ ist es bisher gefördert worden. Jetzt muss es auf eigenen Füßen stehen. Den tollen Musikern dürfte deshalb nicht Bange sein. Günter Schenke
Günter Schenke
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