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Kultur: Budapest gibt den Ton an

Zum 11. Unidram kommen ab 12. Juni 100 Theatermacher aus acht Ländern

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Zum 11. Unidram kommen ab 12. Juni 100 Theatermacher aus acht Ländern Während sich gerade der zeitgenössische Tanz im Festivalreigen der fabrik dreht, werfen bereits die nächsten großen Ereignisse ihre Schatten voraus. Die Musikfestspiele erfüllen ab 4. Juni die Schlösser und Parks mit ihren Klängen und auch Unidram meldet sich eine Woche darauf zum 11. Mal zurück. Das traditionsreiche Osteuropäisch-Deutsche Festival für Off-Theater beginnt seine neue Dekade an neuem Ort. Für eine Woche wird ab 12. Juni die Schiffbauergasse mit T-Werk, Reithalle A, fabrik und Waschhaus zum Treffpunkt von rund 100 Theatermachern aus acht Ländern. In diesem Jahr gibt Budapest den Ton an. Allein vier Gruppen kommen von der Donau an die Havel. Mit „Artus“ darf man zur Eröffnung auf eines der interessantesten ungarischen Tanztheater gespannt sein, machten die Unidram-Veranstalter auf ihrer gestrigen Pressekonferenz neugierig. Es verstehe sich als „Theater der Taten“, das jenseits falscher oder fehlender Worte Spürbares wie Rhythmus, Visualität und Widersprüche zeigen möchte. „Artus offenbart ein Spannungsfeld, das das ganze Festival durchzieht. Es treffen hochintellektuelles, artifizielles, abstraktes Theater auf ganz märchenhafte, spielerische Elemente, die von der Sehnsucht nach kindlicher Verzauberung zeugen“, so Thomas Poesl, der auch eine Entpolitisierung der freien Theater auszumachen glaubt. „Das ist ein klarer Anpassungsprozess an den Zeitgeist.“ Auch Jens-Uwe Sprengel meint, dass der Impuls, Theater zu machen, immer stärker aus dem persönlichen Bereich resultiere, wobei er durchaus in die Gesellschaft hinein zielen könne. „Die freien Theater stellen sich zudem der Tendenz, dass das Publikumsinteresse zurück geht. Sie versuchen deshalb, die vierte Wand stärker zu durchbrechen und klarer auf die Zuschauer zuzugehen“, so Sprengels Erkenntnis. Insgesamt präsentiere sich das Festival in diesem Jahr noch weniger textlastig. Die nonverbalen Akzente seien sehr explizit gesetzt. Außer zwei literarischer Adaptionen – die deutsch-schweizerische Pamela Produktion mit Ionescos „Macbeth“ und die Kunstakademie aus Minsk mit das „Ewige Lied“ von Yanake Kupala als Figurentheater – bestimmen eigen kreierte Stücke das Angebot: Inszenierungen, die sich in Grenzbereichen von Schauspiel, Tanz und Performance bewegen. Vor allem sei der Dialog mit der Bildenden Kunst immer deutlicher ablesbar. So in der Schweizer „Numero 23 Produktion“, die in ihrem Stück „Gran Canyon Solitude“ auch Potsdamer Künstler mit einbezieht. Mit 80000 Euro und einem noch vorhandenen Fehlbetrag von 5000 Euro liegt Unidram in diesem Jahr wesentlich unter dem Etat der Vorjahre, trotz der langen Liste der Förderer. „Wir gehören mit zu den ersten, die von der Auflösung des Stiftung Kulturfonds betroffen sind. Von dort wurden wir immer sehr nobel gefördert. Es ist schwer, den Wegfall zu kompensieren“, gab Poesl zu bedenken. Es gäbe aber auch Glücksfälle. „So wird in diesem Jahr – vermittelt durch die fabrik – eine australische Gruppe bei uns gastieren. Sie ist zur Zeit in Prag auf einem Festival und zeigte Interesse, auch bei uns aufzutreten: ohne Gage. Wir müssen sie nur unterbringen und verpflegen“, freut sich Sprengel. Ähnlich sei es bei Taiga Lillies aus London, die für ihr neues Stück einen Voraufführungsort suchten. Das diesjährige Programm – aus rund 140 Bewerbungen herausgefiltert – sei insgesamt konzentrierter. „Wir müssen nicht mehr so viele Vorstellungen wiederholen, da wir eine größere Platzkapazität haben als noch zu unseren Waldschloss-Zeiten“, so das Team. H. Jäger

H. Jäger

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