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Kultur: Bülow zappelt, Frau Schrodt strippt Aperol und Spiele beim „chambre privée“

Es hat schon leichten Talkshow-Charakter, das „chambre privée“ des Hans Otto Theaters, aber es ist auch ein Versuch wider die Anonymität des Ensembles: indem die Schauspieler direkt ins Wohnzimmer der Reithalle eingeladen werden.Und so saßen Zora Klostermann und Holger Bülow am Samstagabend auf der Couch des Moderatorenpaares Meike Finck und Michael Schrodt, ein vergnügliches Kennenlern-Soirée – und das am Frauentag.

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Es hat schon leichten Talkshow-Charakter, das „chambre privée“ des Hans Otto Theaters, aber es ist auch ein Versuch wider die Anonymität des Ensembles: indem die Schauspieler direkt ins Wohnzimmer der Reithalle eingeladen werden.

Und so saßen Zora Klostermann und Holger Bülow am Samstagabend auf der Couch des Moderatorenpaares Meike Finck und Michael Schrodt, ein vergnügliches Kennenlern-Soirée – und das am Frauentag. Nun ja: „Frau Schrodt“ in Frauenklamotten zeigte ausgerechnet an diesem Tag zwar viel Travestie, schrammte aber nur hauchdünn an der Peinlichkeit vorbei. Aber so sind sie eben: Finck und Schrodt mögen es nun mal fetzig, da floss Aperol Spritz in Strömen und tröstete zuverlässig über die Längen hinweg.

Aber immerhin lernte man etwas über die Schauspieler: Holger Bülow, Sternzeichen Skorpion und „der Mephisto von der Pferdefarm“ (Finck), der momentan im „Urfaust“ am Hans Otto Theater zu sehen ist, hat seine ersten Schritte gemacht, indem er sich an den Lefzen des Familienboxers hinaufzog. Außerdem musste er 17-mal an Schauspielschulen vorsprechen, bevor es mit der Karriere geklappt hat - und zwar in Leipzig. Und davor? Aufgewachsen auf einem Reiterhof bei München - und bei Turnieren einst der jüngste Kutscher Deutschlands. Ein Königreich für ein Pferd.

Zora Klostermann, „das Küken des Ensembles“, schaffte es immerhin auf 14-mal Vorsprechen an Schauspielschulen, außerdem verweigerte sie im Kindergarten das Sprechen und trägt heute einen Zettel im Portemonnaie, auf den ihr Sohn mit zweieinhalb „Es ist so, wie es ist“ geschrieben hat (ja, das ist scary). Definitiv braucht sie mehr Schlaf, kommt heraus. Ihr Debüt an einem Theater gab sie als „Hausmeister Kalle“, mittlerweile ist sie als Gretchen ebenfalls im „Urfaust“ zu sehen. Eine Traumrolle? „Ich bin erst mal erschrocken“, gesteht Klostermann. Und dass sie Gretchen anfangs unglaublich dumm und naiv fand – jetzt nicht mehr.

Der Rest des Abends bestand dann aus mehr oder minder lustigen Spielen: Kinderfoto-Raten mit Ensemblemitgliedern (Straub, Carlucci, sogar Wellemeyer), oder das pantomimische Darstellen und Raten von Songs wie „No Woman, No Cry“ oder „Cheri, Cheri Lady“. Dabei stellt Bülow sich so ungeschickt an, dass Finck schnell resigniert: „Er ist strunzenblöd.“ Wir wissen, dass er das nicht ist, aber wenn man sich doof anstellt, freut es umso mehr das Publikum. Andersrum immerhin etwas besser: Bülow zappelt, Klostermann errät’s, „Frau Schrodt“ muss strippen. Im Prinzip kann man den Abend so schnell nacherzählen. Nun ja, immerhin bekommen wir Schrodt im BH zu sehen, komisches Gelächter inklusive. Übrigens eine klare Zweitplatzierung: Finck hätte lieber Eddie Irle als Stripper organisiert, aber den kenne doch schon jeder nackt.

So kriegt der Abend immer knapp die Kurve, indem der Sekt strömt und aus dem Frauentag irgendwie doch noch eine Ladies Night wird. Der Retter des feuchtfröhlichen Talkabends kommt schließlich erlösend am Ende der Soirée: Florian Schmidtke, der HOT-Überraschungsgarant, rappt im Freestyle über das, was er an diesem Abend gelernt hat. Schmidtke ist eben Gold wert, streicht den Zwischenapplaus dankbar ein – und so ist es ein wenig auch sein Abend, ganz zum Schluss. Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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