zum Hauptinhalt

Kultur: Bunt gemischter Marathon

Lindenpunk im Lindenpark mit The Exploited

Stand:

Lindenpunk im Lindenpark mit The Exploited Die Ersten saßen um acht schon schlafend in der Ecke, die anderen tranken sich gerade erst warm. Sechs Stunden Punkmusik unter anderem mit legendären Bands wie The Exploited und Dritte Wahl standen bevor. Das erste Lindenpunkfestival im Lindenpark war ausverkauft, der Saal drohte am Samstagabend aus allen Nähten zu platzen. Punks mit bunten Irokesenschnitten, Skinheads, Alt und Jung hatten sich im Lindenpark versammelt. So bunt gemischt wie das Publikum waren auch die Bands: Nachdem Thee Flanders aus Potsdam 60er Jahre Rockabilly mit Punk kreuzten, kamen mit Dritte Wahl die Nostalgiker unter den Fans auf ihre Kosten. Dritte Wahl, vor “90 gegründet, haben sich von einer Undergroundband aus dem Osten zu einer bekannten Größe entwickelt. Klare Texte, die kritisch bis kämpferisch ihre Sicht auf die (korrupte) Welt widerspiegeln, gehen Hand in Hand mit Metalpunk, der kräftig einheizte. Dem entsprechend sprang man herum, Plastikbecher flogen – dem Publikum gefiel es. Während die ersten wegen Erschöpfung wieder gingen, strömte Verstärkung in den Saal. Dann kamen Far from Finished aus Boston und die Skinband Loikämie. Seit 1994 machen Loikämie Punk zum Toben, mit schweißtreibenden Rhythmen und simplen Gitarrenriffs. Dabei wettern die Fünf ungeschminkt gegen den deutschen Staat, gegen Hippies, Nazis, intolerante Linke und Christen. Loikämie verstehen sich selbst als unpolitische Skinband. Spaß haben ist Priorität. Den hatte auch das Publikum. Wer nicht mehr selber tanzen konnte, wurde von seinen Kumpels auf die Tanzfläche getragen. Nun standen die Real McKenzies oberkörperfrei auf der Bühne. Begleitet von Dudelsack und Folklorepunk richteten die sechs Kanadier ein heilloses Durcheinander auf der Bühne an. Aber dies sorgte für noch mehr Begeisterung, so dass die Fans von der Bühne ins Publikum sprangen. Viel Bier ergoss sich in der Menge. Es ging dem Höhepunkt des Abends entgegen. The Exploited waren aus Schottland angereist. Sänger Wattie Buchanan gründete die Band 1980. In immer wechselnden Besetzungen haben sie sich musikalisch kaum verändert; immer trotzig, haben sie den Vorwurf, rechtsradikal zu sein, genauso ignoriert wie den Vorwurf, der linken Szene, zu kommerziell zu sein. Den Trotz konnte man hören: laute, rotzige Gitarren, die in Punkmanier selten über vier Akkorde herauskamen, wurden noch überbrüllt von Sänger Wattie, der wie ein Tiger im Käfig auf der Bühne hin und her rannte. Laut, hart, kompromisslos erinnerten die Vier an die Anfänge des Punk, als die Sex Pistols noch für Aufruhr sorgten. Philipp Rothmann

Philipp Rothmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })