Kultur: Chorischer Dialog zwischen Leben und Tod
Verdi, Puccini und Cherubini – diese drei Namen lassen Freunde der italienischen Oper aufhorchen. Wer jedoch hinter der Ankündigung einen Belcanto-Arien-Abend vermutet, der irrt.
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Verdi, Puccini und Cherubini – diese drei Namen lassen Freunde der italienischen Oper aufhorchen. Wer jedoch hinter der Ankündigung einen Belcanto-Arien-Abend vermutet, der irrt. Nicht einmal mit großartigen Solisten können die Potsdamer Kantorei und das Neue Kammerorchester Potsdam dieses Mal werben. Denn am morgigen Sonnabend Abend gelangen in der Erlöserkirche mit Giuseppe Verdis „Stabat Mater“, Giacomo Puccinis „I Chrisantemi“ und dem Requiem in c-moll von Luigi Cherubini drei Werke zur Aufführung, die ausschließlich für Chor und Orchester geschrieben wurden.
Zeitgenossen Cherubinis würde es wahrscheinlich stark verwundern, wüssten sie um seine relative Unbekanntheit unserer Tage, hat er doch die Musik seiner Zeit in vielen Bereichen stark beeinflusst. Musiker wie Beethoven, Brahms und Schumann schätzten ihn außerordentlich. Das Requiem in c-moll wurde 1815/ 16 auf Veranlassung des französischen Königs Ludwig XVIII. für die kirchliche Trauerfeier zum Gedächtnis an Ludwig XVI. geschrieben und erklang unter anderem auch zu Beethovens Totenfeier. Es überzeugt durch seine formale Geschlossenheit, musikalische Dichte und eine Aussagekraft, die in voller Konzentration auf das Wesentliche jede pure Äußerlichkeit vermeidet. Zudem zeigt es Cherubinis hohe Instrumentationskunst. Manche Effekte hatten zur damaligen Zeit etwas Zukunftsweisendes, weshalb Cherubini wohl auch einmal als Prophet der Romantik (Basil Deane) bezeichnet wurde.
Im landläufigen Sinn etwas italienischer kommt Verdis „Stabat Mater“ daher, welches das Konzert eröffnen wird. Dennoch ist auch dieses Werk auf eine stark textgeprägte Verinnerlichung aus. In seiner äußerst konzentrierten Vertonung der Marienklage am Kreuz Jesu verzichtet Verdi auf jegliche Textausdeutung, wenngleich er den Inhalt mit deutlichen Gesten musikalisch nachzeichnet. Das Werk gehört zu einer Gruppe geistlicher Kompositionen, den „Quattro pezzi sacri“ (1889 - 1897), die am Ende von Verdis Schaffen stehen und ein gleichermaßen religiöses wie kompositorisches Bekenntnis darstellen.
Das ursprünglich für Streichquartett komponierte und später für Streichorchester umgearbeitete Werk „I Chrisantemi“ von Puccini entstand 1890 anlässlich des Todes von Herzog Amadeo d“ Aosta. Der Titel spielt auf die dunkel glühenden Farben der Herbstblumen an und verweist so auf das jedem bevorstehende Ende. Die einsätzige, fast durchgängig in Moll gehaltene Rhapsodie verkörpert einen musikalisch inspirierten Klagegesang.
Verdi, Puccini und Cherubini also einmal nicht bühnendramatisch, sondern ganz der kontemplativen Auseinandersetzung mit Tod und Leiden verschrieben (obwohl auch auf der Bühne ausreichend gestorben wird). Susanne Verlohren
Konzert der Potsdamer Kantorei und des Neuen Kammerorchesters Potsdam, 1. April, 19.30, in der Erlöserkirche.
Susanne Verlohren
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