Kultur: Cluesi übte sich bei Fritz in Bescheidenheit
Verschmitzt lachend kommt Clueso in das Foyer der Studios von Radio Fritz, wo sich gut hundert Gewinner versammelt haben. Zum Ausklang der exklusiven Radio-Konzerte bei Fritz in diesem Jahr hat der Erfurter Hip-Hop-Sänger Clueso ein „ganz besonderes Set“ angekündigt.
Stand:
Verschmitzt lachend kommt Clueso in das Foyer der Studios von Radio Fritz, wo sich gut hundert Gewinner versammelt haben. Zum Ausklang der exklusiven Radio-Konzerte bei Fritz in diesem Jahr hat der Erfurter Hip-Hop-Sänger Clueso ein „ganz besonderes Set“ angekündigt. Normalerweise schart er ein halbes Dutzend Musiker auf der Bühne um sich, vom DJ bis zum Posaunisten darf jede Gattung Instrument mal gastieren. Bei Fritz übte er sich in besetzungstechnischer Bescheidenheit und stellte sich nur einen Gitarristen, einen Drummer und einen Kontrabass-Zupfer zur Seite.
Nach einem kurzen improvisierten Intro mit Freestyle-Einlage verabschiedet er sich auch schon wieder, zumindest im Song „Mach''s gut“. Für die Zuschauer hat er aber fast eine Stunde Musik mitgebracht. Dabei wirft er seinen Songs einen schnittigen Jazz-Mantel über, der mal hier und da zwickt, aber insgesamt überzeugend daherkommt. Mit eingängigen Funk- und Reggae-Elementen wird das jazzige Fundament dabei ein wenig gelockert und zielgruppengerecht präsentiert, quasi „Jazz light“ zur besseren Verdauung. Besonders bei „Pizzaschachteln“ und der minimal instrumentalisierten Version von „Dort wo du wohnst“ von der zweiten Platte „Gute Musik“ passen der leicht heisere Gesang Cluesos und das Arrangement der Band wunderbar zusammen. Wenn der Gitarrist angeheizt durch den Sänger mal zu lange in einem Solo von perlenden Slide-Tönen wandelt, sucht der eine oder andere junge Zuschauer schon mal die vom Sender bestückte Kuchenbar auf. Eine schöne, noch unveröffentlichte Nummer entschädigt für diese Längen und umso bereitwilliger klatscht und singt das Publikum mit, wenn sie Clueso dazu auffordert. Als Belohnung holt er immer mal wieder spontan Gereimtes aus dem Freestyle-Sack und erntet dafür dankbaren Applaus. Ein interessantes Experiment, diese abgespeckte Konzert-Version, dennoch freut man sich auch wieder auf den etwas druckvolleren Clueso mit "Big Band". Umso besser kann man sich an diesem Abend auf die Texte des jungen Songwriters konzentrieren. Und die sind es wert, beachtet zu werden. Denn fernab von Selbstdarstellungszwängen in diesem Genre beschreibt und besingt Clueso das Leben mit seinen Extremen und Banalitäten in liebevoller Weise, hier und da gewürzt mit einem satten Schuss Selbstironie. Christoph Henkel
Christoph Henkel
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: