Kultur: Da beißt die Katz“ keinen Faden ab
Das Rob Bauer Consort startete zum Jazz in der Loge: Aller Anfang ist schwer
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Das Rob Bauer Consort startete zum Jazz in der Loge: Aller Anfang ist schwer Für den Jazzmusiker zählen oft die kleinen Dinge. Ausverkaufte Häuser sind die Seltenheit und auch das große Geld wartet woanders. Und so zehrt der 27-jährige Wahlberliner Rob Bauer, Jazztrompeter, Komponist und Lehrender, von einem mehr oder weniger fiktivem Kätzlein und der freundlichen Geste seines Schöpfers. „Olivier“ nannte er sein erstes, beim Berliner Label Zetaton erschienenes Album. „Olivier“ auch der Titel eines knapp zehnminütigen Liedes, das er der gleichnamigen Katze aus den Kriminalromanen des Niederländers Janwillem van de Weterings widmete. Den Schriftsteller erreicht die Komposition Bauers und dieser schrieb zurück. Zufrieden äußerte sich van de Wetering und obwohl das leibliche Vorbild Oliviers schon lange das Zeitliche gesegnet hatte, war er sich sicher, dass Bauers Musik den Vierbeiner treffend charakterisiere. Diese kleine Schnurre gab Rob Bauer am Freitagabend im Keller des Logenhauses in der Kurfürstenstraße nicht ohne gewissen Stolz zum Besten. Denn auch hier, wo die neue Reihe „Jazz in der Loge“ startete, mussten er und seine Mitmusiker sich mit Kleinem zufrieden geben. Eine Hand voll Gäste, wohl mehr durch Zufall der Treppe folgend, waren zum Konzert des „Rob Bauer Consorts“ gekommen. Der ehemalige Potsdamer Andreas M. Manglitz vom Label Zetaton will mit der Reihe „Jazz in der Loge“ jeden letzten Mittwoch, Freitag und Samstag im Monat den Jazz in kleiner Runde hoffähig machen. Doch in Potsdam war mal wieder aller Anfang schwer. Rob Bauer und seine neun Kollegen nahmen es gelassen. Ein wenig Skepsis am Anfang, wie sich das Kellergewölbe wohl auf die Akustik auswirke und schon knallten die Bläser ihre Töne an die niedrige Decke. Big-Band-Musik in Kammerbesetzung, mit diesem Oxymoron umschreibt der studierte Musikus sein Consort. In der Tradition von Gerry Mulligan, Gil Evans, Bob Brookmeyer und Jim Knapp, bei dem Bauer ein Jahr lang studierte, bewegen sich die Musiker im Consort. 2001 gegründet, hat Bauer seine Mitmusiker fast ausschließlich von der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ rekrutiert, an der er selbst studierte. Kammermusikalisch brav saßen sie im fast leeren Keller und spielten munter ihr Set. Etwas schmalbrüstiger als besagte Big-Bands aber kraftvoll und spannungsreich genug, dass man gerne folgte. „Olivier“, mal kratzbürstig, dann schnurrend, dass haarig-lieb gewonnenen Katzenvieh in seiner ganzen Bandbreite. Die Eigenkomposition „Janus“, den zweigesichtigen Römergott zitierend, die Bauer so arrangierte, dass sie von hinten genauso zu spielen ist wie von vorn. Und der fast endlose „Marathon-Blues“, in dem sich die Noten von Kilometer zu Kilometer schleppten und erst auf den letzen Metern einen furiosen Endspurt lieferten. Bleibt zu hoffen, dass die Reihe „Jazz in der Loge“ nicht so lange braucht, bis etwas mehr Potsdamer dieses kleine, aber feine Angebot für sich entdecken. D. Becker
D. Becker
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