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Kultur: Das dunkle Geheimnis der Katze „inteGrazia“-Theaterstück im Treffpunkt Freizeit

Der Probenraum ist ihr Reich. Hier regiert sie mit Zuckerbrot und Peitsche.

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Der Probenraum ist ihr Reich. Hier regiert sie mit Zuckerbrot und Peitsche. Alice Keiler verbindet in ihrer Arbeit bei der Schule der Künste „inteGrazia“ das Streben nach Höchstleistungen mit der Freude am Theater. Denn was für sie am Ende wirklich zählt, ist der Applaus. Nach der erfolgreichen Erstaufführung im Dezember gibt es am heutigen Donnerstag und morgigen Freitag weitere Vorstellungen ihres Stücks „Die Katze und ihr schockierendes Geheimnis“.

Sie brennen für das Theater. Die Lehrer ebenso wie die jungen Schauspieler. Nicht weniger erwartet Alice Keiler vom deutsch-russischen Integrationsprojekt „inteGrazia“ von ihren Kollegen. Schüler will sie die rund 40 Kinder mit Migrationshintergrund im Alter von 2 bis 13 Jahren nicht nennen. Sie sind ihre Schauspielkollegen. Schon im Dezember bewiesen die jungen Darsteller mit „Die Katze und ihr schockierendes Geheimnis“ um die Kulturministerin Angora Katze ihr Können. In Reichtum schwelgend und von ihrem Schloss aus regierend ist sie Ehrenbürgerin ihrer Stadt. Doch niemand ahnt ihr dunkles Geheimnis. Angora Katze hat zwei Neffen, obdachlose Waisen. Doch die Tore des Schlosses ihrer Tante bleiben für die beiden fest verschlossen. Erst als die Kulturministerin bei einem Brand alles verliert, erkennt sie, welche Freunde ihr in schweren Zeiten zu Seite stehen.

Bei ihren Inszenierungen und den gemeinsam mit den Kindern erarbeiteten Stücken will sich Alice Keiler immer zwischen Bertolt Brecht und Anton Tschechow bewegen. Dies sind ihre Eckpfeiler, die großen Literaten, die auch viel über ihren Anspruch verraten. Als wichtigste Vermittlungsstütze sieht Alice Keiler die Musik. Von Klassik über Volkslieder bis hin zu Popmusik findet sich alles in ihren Stücken wieder. Der russisch-deutsche Hintergrund des Projektes spielt bei der Musikauswahl jedoch eher eine untergeordnete Rolle. „Die Musik von Beethoven oder Tschaikowsky hat jedenfalls keine Nationalität“, sagt sie.

Alice Keiler legt großen Wert darauf, die Bedeutungen der Rollen in der Geschichte auf alle zu verteilen. Bei ihr ist jedes Kind Hauptdarsteller. Jeder trägt seinen Teil zu der Geschichte bei und zeigt ein Problem auf, das nicht nur an die kindlichen, sondern vor allem auch an die erwachsenen Zuschauer vermittelt werden soll. „Jeder leistet das, was er kann, und setzt meine Vorgaben mit seinen eigenen Mitteln um.“ Ob Emanzipationsproblematiken oder Kritik an der Konsumgesellschaft – auch vor noch so schwierig erscheinenden Themen schreckt die Pädagogin nicht zurück. Dass einige ihrer Darsteller erst sechs Jahre alt sind, ist für sie kein Hindernis. „Schauspieler haben kein Alter, sie haben nur Erfahrungen.“ Mit langsamen Schritten führt die Regisseurin, die ihre Ausbildung an der Staatsuniversität in St. Petersburg erhalten hat, an das Theater heran. Jeder Teilnehmer durchläuft dabei den gleichen Weg, jeder nach seinem Tempo. Während sich die Älteren die Texte eigenständig erarbeiten, bleibt auch den Kleinen eine tiefgreifende Lektüre nicht erspart. „Die russischen Texte werden gemeinsam gelesen und übersetzt. Dann beschäftigen wir uns mit der Epoche und am Ende wenden wir uns den Künsten wie Kostüm- oder Bühnenbau zu.“ Durch das Spiel sollen Kinder, Lehrer und auch die Eltern lernen, mit der Sprache, Geschichte, Literatur und Kunst zweier Kulturen umzugehen. Die Verbindung von Wissensvermittlung und theatraler Umsetzung ist für Alice Keiler der Grundbaustein ihres Konzepts. Chantal Willers

„Die Katze und ihr schockierendes Geheimnis“ am 16. und 17. Januar jeweils um 10 Uhr und am 17. Januar um 18 Uhr im Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64.

Chantal Willers

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